Religiöser Extremismus sollte in Schulen bekämpft werden

19. Januar 2016

Islamismusforscher Ahmad Mansour spricht bei SPD-Klausurtagung über Radikalisierung von Jugendlichen - Besuch der Fraktion in der Moschee in Marktoberdorf

Der integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Arif Taşdelen, will mehr Sozialarbeiter an bayerischen Schulen, um ein Abdriften von Jugendlichen in den Extremismus zu verhindern. Nach dem Vortrag des Psychologen und Extremismusforschers Ahmad Mansour bei der Klausurtagung der SPD-Landtagsfraktion im schwäbischen Bildungszentrum Kloster Irsee sagte Taşdelen: "Wir erreichen die Kinder am besten in den Schulen. Bayern ist im Vergleich mit anderen Bundesländern nicht so stark von religiösem Extremismus betroffen. Wir müssen alles dafür tun, dass dies so bleibt."

Ahmad Mansour
Ahmad Mansour
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Mansour hatte in seinem Vortrag vor den 42 SPD-Landtagsabgeordneten aufgezeigt, wie Radikalisierung durch Salafisten funktioniert und warum Jugendliche anfällig werden. Als Gründe nannte der soeben mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis ausgezeichnete Psychologe: fehlende Vaterfigur, belastende Ereignisse, Schulprobleme und Diskriminierung. Salafisten gelinge es, den Jugendlichen ein Gefühl der Zugehörigkeit und Stärke zu vermitteln. Eine wesentliche Rolle spiele dabei das Internet. Die deutschen Schulen müssten dringend fit gemacht werden für die Vermittlung von sozialen und demokratischen Werten, sagte der in Berlin lebende und aus Israel stammende Mansour.

Am Dienstagabend besuchten die 42 Abgeordneten die DITIB-Moschee in Marktoberdorf, wo die Abgeordneten unter Leitung von Fraktionschef Markus Rinderspacher unter anderem vom Imam der Gemeinde, Mehmet Demirtas, dem Geschäftsführer von Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) Südbayern, Aykan Inan, und Cemal Sagir, dem Vorsitzenden der türkisch-islamischen Gemeinde Marktoberdorf, empfangen wurden. Bei dem zweistündigen Besuch besichtigten die SPD-Parlamentarier die Moschee und informierten sich über die überwiegend ehrenamtlich geleistete Arbeit der Gemeinde. Im Moscheegebäude wird demnach nicht nur gebetet, sondern auch Sozial- und Integrationsarbeit geleistet. Auch Flüchtlinge aus der Unterkunft in Marktoberdorf kommen in die Gemeinde.

Markus Rinderspacher
Markus Rinderspacher (links) Download: Foto in hoher Auflösung (Nutzung kostenfrei)

Für Arif Taşdelen zeigt der Besuch vor allem, wie wichtig eine Verbesserung der finanziellen Basis solcher Gemeinden in Bayern wäre. "Wenn wir eine Öffnung der Moscheen in Bayern haben und so religiösen Extremismus verhindern wollen, müssen wir sie finanziell unterstützen", sagte der Nürnberger SPD-Abgeordnete. Er spricht sich daher für einen Staatsvertrag zwischen Bayern und den muslimischen Gemeinden aus.

SPD-Fraktion beim Moscheebesuch
SPD-Fraktion beim Moscheebesuch
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Weitere Fotos unserer Klausur und vom Besuch der Moschee finden Sie hier

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