Angst vor Schulstress: Immer mehr Kinder werden ein Jahr später eingeschult

Angst vor Schulstress: Immer mehr Kinder werden ein Jahr später eingeschult

11. September 2016

SPD-Fraktionsvizin Strohmayr: Zahl binnen zehn Jahren um 73 Prozent gestiegen

Der zunehmende Stress bereits in der Grundschule spiegelt sich auch in einer steigenden Anzahl von Kindern wider, die erst ein Jahr später eingeschult werden. Aktuelle Zahlen aus einer parlamentarischen Anfrage von SPD-Fraktionsvizin Dr. Simone Strohmayr zum Beginn des neuen Schuljahres belegen das. Wurden im Schuljahr 2006/2007 bayernweit noch 8.075 Kinder zurückgestellt, waren es 2015/16 insgesamt 13.967. Das bedeutet: Die Anzahl hat um fast Dreiviertel (73 Prozent) zugenommen.

Gleichzeitig ist die Zahl der Schulanfänger an den Grundschulen in diesem Zeitraum insgesamt um rund ein Sechstel gesunken, von 122.759 auf nunmehr 104.253. Auffällig ist auch, dass viel mehr Buben als Mädchen zurückgestellt werden. Im Jahr 2015/16 waren anteilig 63 Prozent männlich und 37 Prozent weiblich. Dieses Verhältnis ist in den letzten zehn Jahren ungefähr gleich geblieben.

Das Bayerische Erziehungs- und Unterrichtsgesetz (Art. 37 Abs. 2) regelt in die Möglichkeit der Zurückstellung vom Schulbesuch. Ein Kind, das am 30. September mindestens sechs Jahre alt ist, kann demnach für ein Schuljahr von der Aufnahme in die Grundschule zurückgestellt werden, wenn zu erwarten ist, dass das Kind voraussichtlich erst ein Schuljahr später mit Erfolg am Unterricht der Grundschule teilnehmen kann.

Genau darin sieht aber Strohmayr das eigentliche Problem. Der Schulbesuch schlage schnell in Erfolgsdruck und häufig in Misserfolg um. „Viele Eltern meinen, dass ihre Kinder durch das Schulsystem überfordert werden. Und da haben sie Recht“, betont die SPD-Bildungspolitikerin. Das fange bereits in der Grundschule an, wo es in großen Schritten zunächst zum „Grundschulabitur“ (Übertritt) geht, dann komme für viele das achtstufige Gymnasium. „Mit diesem Tempo können nicht alle mithalten. Ein Jahr später ist da oft besser.“

Weiteres Zahlenmaterial aus der Anfrage.

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