Gift in Blutproben in Region Altötting festgestellt

Gift in Blutproben in Region Altötting festgestellt

30. November 2017

Erste Funde in Flusswasser zehn Jahre lang von den Behörden ignoriert - SPD-Fraktion fordert umfassende Aufklärung und Information der Bevölkerung

Obwohl das Landesamt für Gesundheit seit zehn Jahren von einer Belastung mit hochgiftigen perfluorierten Kohlenwasserstoffen in der Region Altötting wusste, sind weder die Menschen vor Ort nachdrücklich gewarnt, noch offenbar das Trinkwasser entsprechend durchgängig und umfassend untersucht worden. Das ist das Ergebnis von Recherchen der SPD-Abgeordneten Florian von Brunn und Günther Knoblauch, über die am Donnerstag im Umweltausschuss des Landtags diskutiert wurde.

2016 waren bei Kontrollen von Blutspenden aus der Region bis zu 20-fach erhöhte Werte von Perfluoroctansäure (PFOA) entdeckt worden. Doch bereits 2006 hatten die Behörden die Chemikalie in Fischen in der Alz festgestellt, wie jetzt bekannt wurde. PFOA baut sich in der Umwelt nicht ab und ist für den Menschen giftig. Der Stoff wurde daher auf deutsche Initiative bereits im Jahr 2013 als besonders besorgniserregende Chemikalie klassifiziert; ab 2020 ist PFOA in der EU komplett verboten.

Der SPD-Verbraucherschützer von Brunn zeigt sich entsetzt über die jahrelange Untätigkeit des bayerischen Landesamts: „Wie kann es sein, dass nach der ersten Entdeckung des Giftes im Jahr 2006 niemand auf die Idee kam, das Trinkwasser in der Region intensiv zu kontrollieren? Das Ergebnis dieses Versagens: Die Chemikalie findet sich inzwischen im Blut der Einwohner. Das werden wir nicht einfach so abhaken. Die Verantwortlichen in der Behörde und der Staatsregierung werden dafür gerade stehen müssen.“

Der örtliche Abgeordnete Knoblauch verlangt eine umgehende Information der Bevölkerung über die Verseuchung: „Hier geht es um die Gesundheit der Menschen. Sie haben ein Anrecht auf den Schutz des Staates vor solchen gefährlichen Stoffen.“ Der entsprechende Antrag (PDF, 251 kB) der SPD-Fraktion wurde am Donnerstag im Umweltausschuss einstimmig beschlossen. Die Staatsregierung muss nun schleunigst alle Informationen offen legen.

Perfluoroctansäure wurde bis zum Jahr 2006 von der Firma Dyneon im Industriepark Gendorf produziert und bis 2008 dort noch eingesetzt. Anscheinend sind Rückstände dieser gefährlichen Chemikalie in die Umwelt und letztendlich auch ins Trinkwasser gelangt. PFOA und ihre Vorläufersubstanzen werden verwendet, um Oberflächen wasser-, öl- und schmutzabweisende Eigenschaften zu verleihen und werden deshalb in vielen Bereichen eingesetzt, beispielsweise zur Ausrüstung von Textilien und zur Veredlung von Papier.

Material:

Antrag zu perfluorierten Kohlenwasserstoffen (PDF, 251 kB)

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