Bayern braucht mehr Islamunterricht an den Schulen
SPD-Fraktionschef Rinderspacher und der integrationspolitische Sprecher Tasdelen besuchen Islamunterricht an Nürnberger Realschule
Wie sieht der Alltag von Schülerinnen und Schülern mit islamischem Glauben in Bayern aus? Inwieweit spiegeln sich die teilweise Ablehnung und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft den islamischen Mitbürgern gegenüber, auch innerhalb der Schule wider? Wie wird den muslimischen Schülerinnen und Schülern ihre Religion in der Schule vermittelt und näher gebracht? Was genau passiert im deutschsprachigen Islamunterricht an einer bayerischen Schule? SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher wollte sich ein eigenes Bild machen und besuchte zusammen mit dem integrationspolitischen Sprecher der BayernSPD-Landtagsfraktion Arif Tasdelen eine Islamunterrichtsstunde des 9. Jahrgangs an der Geschwister-Scholl-Realschule in Nürnberg.
v.l.n.r.: Schuldirektorin Anita Müller, Arif Tasdelen, Lehrerin Emel Ruchdi, Markus Rinderspacher
Inhalt des Unterrichts waren die Muslime in China. Die beiden SPD-Abgeordneten zeigten sich begeistert von dem Eifer und der Disziplin der 14 Schüler. Lehrerin Emel Ruchdi versicherte den beiden Politikern, dass die Schülerinnen und Schüler immer so gut mitarbeiten würden. "Der Besuch bestärkt uns: Der Unterricht bedeutet Wertschätzung, Wertevermittlung, er stärkt deutsche Sprachkenntnisse und die Fähigkeit zum interreligiösen Dialog", erklärte Rinderspacher. "Wir sagen: Mehr Islamunterricht in Bayern ist sinnvoll. Derzeit können nur knapp 15 Prozent der 94.000 muslimischen Schüler in Bayern an einem solchen Angebot teilnehmen. Nur knapp 70 Lehrer für das Fach bayernweit sind zuwenig!"
Auch Tasdelen plädiert für eine Ausweitung des Islamunterrichts in Bayern: "Islamischer Religionsunterricht als Regelfach fördert die Akzeptanz auch zwischen den Schülern und muss deshalb schnellstmöglich ausgeweitet werden."
Obwohl bereits fünf Jahre mit sehr positiven Ergebnissen ein Modellversuch "Islamunterricht" an bayerischen Schulen stattfand, entschied sich die Staatsregierung 2014 gegen einen Regelunterricht und testet lieber nochmal fünf Jahre. Die SPD-Landtagsfraktion fordert, den deutschsprachigen Islamunterricht als festen Bestandteil in den Lehrplan aufzunehmen. Zumal sogar die Staatsregierung selber den Verlauf des bisherigen Modellversuchs als positiv bewertet hat. Es ist also nicht ersichtlich, warum der deutschsprachige Islamunterricht nicht als festes Schulfach eingeführt werden soll.
