SPD-Fraktion fordert flächendeckenden staatlichen Islamunterricht in Bayern

Arif Tasdelen und Markus Rinderspacher

23. November 2015

Fraktionschef Rinderspacher: Kinder und Jugendliche nicht Hinterhof-Koranschulen überlassen - Integrationssprecher Taşdelen: Unterricht auf Deutsch

Als Gegenmittel zur Radikalisierung von muslimischen Jugendlichen setzt die BayernSPD-Landtagsfraktion auf flächendeckenden staatlichen Islamunterricht an bayerischen Schulen. Fraktionschef Markus Rinderspacher betont: „Wir dürfen die Kinder und Jugendlichen nicht irgendwelchen Hinterhof-Koranschulen überlassen, wo ihnen womöglich ein falsches Bild des Islam vermittelt wird. Wir brauchen staatlich kontrollierten Islamunterricht, der auf Deutsch gehalten wird.“

Im vergangenen Schuljahr konnten von den rund 94.000 muslimischen Schülern im Freistaat lediglich 11.500 in ihrer Schule in Islamkunde unterrichtet werden. Nur an 260 der mehr als 4.000 staatlichen Schulen wurde das Fach im Rahmen eines seit sechs Jahren laufenden Modellversuchs angeboten. Auch gibt es nur 70 Lehrer. Rinderspacher warnt: „Die Staatsregierung verschläft hier eine wichtige und effektive Möglichkeit, den Kindern demokratische Werte im Zusammenhang mit ihrer Religion zu vermitteln.“

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Download: Foto in hoher Auflösung (Markus Rinderspacher und Arif Taşdelen 2015 beim Besuch einer Islamunterrichtsstunde des 9. Jahrgangs an der Geschwister-Scholl-Realschule in Nürnberg - Abdruck kostenfrei)

Auch der integrationspolitische Sprechers der SPD-Fraktion, Arif Taşdelen, betont: „Der bayerische Modellversuch läuft bereits seit über fünf Jahren sehr erfolgreich. Jetzt müssen wir endlich staatlich geprüften deutschen Islamunterricht in die Lehrpläne aufnehmen - ähnlich wie beim evangelischen, katholischen oder jüdischen Religionsunterricht auch.“

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Download: Foto in hoher Auflösung (Lehrerin Emel Ruchdi gibt Islamunterricht an der Geschwister-Scholl-Realschule in Nürnberg - Abdruck kostenfrei)

Dazu gehöre auch, die Ausbildung von Islamlehrern zu intensivieren, mahnt Taşdelen: „Das Interdisziplinäre Zentrum für Islamische Religionslehre der Universität Erlangen-Nürnberg bildet aktuell 40 Studentinnen und Studenten zu Islamlehrern aus. Nach Einschätzung von Experten werden landesweit aber bis zu 1000 solche Fachlehrer benötigt, um flächendeckend ein Angebot sicherstellen zu können.“

Unterstützt wird die Forderung der SPD-Landtagsfraktion auch von der Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Sabine Fleischmann.

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