Hans-Jochen Vogel warnt vor einem Auseinanderbrechen der Europäischen Union

Volkmar Halbleib mit der siebenbürgisch-sächsischen Jugend

19. Juni 2016

Früherer SPD-Bundesvorsitzender: 70 Jahre Frieden in Europa waren nur durch Einheit möglich - Parlamentarischer Geschäftsführer Halbleib bei Vertriebenen-Empfang: Klare Kante zeigen gegen Nationalismus

Der frühere Bundesminister und SPD-Vorsitzende Dr. Hans-Jochen Vogel hat vor einem Austritt Großbritanniens und einem Zerfall der Europäischen Union gewarnt. Bei dem Empfang der SPD-Landtagsfraktion für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler am Samstag in München sagte Vogel: 28 Staaten mit 500 Millionen Einwohnern könnten gemeinsam Einfluss nehmen auf die internationale Politik, einzelne Staaten hingegen hätten es sehr schwer, gehört zu werden. 70 Jahre Frieden in Europa seien nur durch die Überwindung des Nationalismus möglich geworden. "Wir haben in einem gemeinsamen europäischen Haus zueinander gefunden", rief Vogel vor mehr als 250 Gästen im Plenarsaal des Bayerischen Landtags.

Vertriebenenempfang Vogel
Der frühere SPD-Bundesvorsitzende Hans-Jochen Vogel spricht beim Vertriebenen-Empfang der SPD-Landtagsfraktion im Plenarsaal des Bayerischen Landtags. Download: Foto in hoher Auflösung (Nutzung kostenfrei)

Der vertriebenenpolitische Sprecher und parlamentarische Geschäftsführer Volkmar Halbleib sagte, niemand könne mehr Interesse an einem geeinten Europa haben als Heimatvertriebene und deren Nachfahren. "Wir Demokraten müssen klare Kante zeigen und Nationalisten entgegentreten, damit sie unsere Völker nicht wieder auseinanderdividieren können! Wer das gemeinsame Europäische Haus krisenfest machen will, darf sein politisches Fundament und sein Werte-Fundament nicht unterminieren", erklärte Halbleib.

Vertriebenenempfang Halbleib
Volkmar Halbleib zeichnet den Oberbürgermeister von Brünn, Petr Vokřál, als "Brückenbauer" zwischen Deutschen und Tschechen aus. Download: Foto in hoher Auflösung (Nutzung kostenfrei)

Im Rahmen einer Feierstunde wurde der Oberbürgermeister der Stadt Brünn, Petr Vokřál, mit dem Wenzel-Jacksch-Preis der Seligergemeinde, dem Zusammenschluss sudetendeutscher Sozialdemokraten, ausgezeichnet. Vokřál hat sich für die Versöhnung von Deutschen und Tschechen eingesetzt. Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes initiierte er ein kulturelles Jahresprogramm, mit dem aller Opfer des Krieges gedacht wurde. Höhepunkt war der Gedenkmarsch von Pohrlitz nach Brünn Ende Mai 2015 als Zeichen der Versöhnung. Damit sollte an den Todesmarsch 1945 von Brünn nach Pohrlitz erinnert werden, bei dem tausende Deutsche zusammengetrieben und getötet wurden. "Sie haben bewiesen, dass eine neue Generation von Politikern und Bürgern das tschechisch-deutsche Verhältnis mit Sicherheit weiter voranbringen wird", sagte der Historiker Dr. Martin Bachstein für die Seliger-Gemeinde. Vokřál erwiderte: "Rache bringt uns kein einziges Leben zurück. Ich sage hier aus ganzem Herzen, dass Deutsche und Tschechen Freunde sind!"

Versöhner zwischen Deutschen und Polen: Erzbischof Dr. Alfons Nossol
Versöhner zwischen Deutschen und Polen: Erzbischof Dr. Alfons Nossol
Download: Foto in hoher Auflösung (Nutzung kostenfrei)

Erzbischof Dr. Alfons Nossol, emeritierter Bischof von Oppeln, wurde zum 25. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags für seine großen Verdienste für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen geehrt. "Sie sehen Europa nicht bloß als eine Wirtschafts- und Freihandelsgemeinschaft zur Maximierung materiellen Gewinns, sondern als Gemeinschaft des Geistes, das heißt, der Kultur und der Werte", erklärte Halbleib in seiner Laudatio. Nossol setzte in seiner Rede auf die Kraft der Versöhnung: "Es gibt aber keine Versöhnung ohne Vergebung."

Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) wurde für ihr Engagement für die Bewahrung des Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen ausgezeichnet. Die frühere vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Christa Naaß, lobte deren "vorbildliche Arbeit zur Förderung der kulturellen Vielfalt in Bayern". Der Jugendverband bewahre die Tradition der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, erhalte ihr kulturelles Erbe lebendig und pflege die Verbundenheit zur Heimat der Vorfahren, sagte Naaß.

Vertriebenen-Empfang Siebenbürgisch-sächsische Jugend
Die Siebenbürgisch-sächsische Jugend mit der Abgeordneten Ruth Müller, dem parlamentarischen Geschäftsführer Volkmar Halbleib und der früheren SPD-Abgeordneten Christa Naaß. Download: Foto in hoher Auflösung (Nutzung kostenfrei)

Teilen