SPD will Rechtsanspruch auf Platz im Frauenhaus

Dr. Simone Strohmayr

09. August 2016

In bayerischen Zufluchtsstätten fehlt es an Geld und Personal – Ehrenamtliche springen ein

Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion und frauenpolitische Sprecherin, Dr. Simone Strohmayr, fordert einen Rechtsanspruch auf einen Frauenhausplatz. „Frauen, die Gewalt erfahren haben, brauchen Schutz und dürfen nicht abgewiesen werden“, erklärt die schwäbische Abgeordnete. Das bedeute, dass die Zahl der Frauenhausplätze in Bayern um ca. 35 Prozent erhöht werden muss, stellt die zweite frauenpolitische Sprecherin Ruth Müller aus Landshut fest.

Die Frauenpolitikerinnen der SPD-Landtagsfraktion setzen sich für ein flächendeckendes Netz von Zufluchtsstätten für misshandelte Frauen und deren Kinder ein. Bei Besuchen von Einrichtungen und Beratungsstellen in Ebersberg, Dachau, Kaufbeuren und Kempten im Rahmen einer Sommerreise stellten sie fest, dass es nicht nur zu wenige Plätze gibt, sondern, dass vor allem auch die bestehenden bedroht sind. Die Träger kämpfen dabei mit finanziellen Engpässen durch niedrige Zuschüsse und mit Personalproblemen.

Durchschnittlich erhalten bayerische Frauenhäuser einen staatlichen Zuschuss von 25.000 Euro jährlich. Dieser Betrag wird auch noch gekürzt, sollte ein Haus über drei Jahre keine Auslastung über 75 Prozent haben. „Das ist absolut absurd! Der Feuerwehr werden ja auch keine Zuschüsse gekürzt, nur weil es drei Jahre nicht brennt“, stellt Strohmayr fest.

Im Durchschnitt ist für jedes Frauenhaus nur eine Vollzeitstelle vorgesehen. – Viel zu wenig, wie Müller feststellt: „Die Einrichtungsleitungen verwalten den Mangel“, bedauert sie. Die Frauenhaus-Leiterinnen verwiesen in den Gesprächen mit den Parlamentarierinnen vor allem darauf, dass sozialpädagogisches Personal, aber auch hauswirtschaftliche Hilfe fehlt. „Die Schutz suchenden Frauen haben oft Schreckliches erlebt. Sie brauchen Zuwendung und Rat“, weiß Müller. Dies ist bislang nur zu schaffen, weil viele Ehrenamtliche mithelfen und weil es Spenden gibt.

In Bayern werden laut einer Studie des Instituts für empirische Sozialforschung (IfeS) pro Jahr 140.000 Frauen Opfer körperlicher und sexueller Gewalt, 90.000 werden schwer misshandelt. In 40 Frauenhäusern in Bayern stehen derzeit 367 Plätze für Frauen und 456 Plätze für Kinder zur Verfügung. Damit kommt ein Frauenhaus-Platz auf 10.000 Einwohner, die Empfehlungen des Vereins Frauenhauskoordinierung liegen bei 1:7500.

Teilen