Für gleiche Chancen: Frauen in der Wissenschaft

Von Dr. Simone Strohmayr, MdL, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion

Die Bildungsbenachteiligung von Frauen an der Hochschule setzt heutzutage nicht mehr beim Hochschulzugang sondern im weiteren Verlauf der akademischen Karriere ein. Je weiter die akademische Karriereleiter nach oben führt, desto weniger Frauen sind zu finden. So haben in Bayern nur halb so viele Studentinnen wie Studenten vor, zu promovieren.

Von den wissenschaftlichen und künstlerischen MitarbeiterInnen stellen Frauen noch 39 Prozent, unter den Professoren findet man in Bayern nur noch 20 Prozent. Der Freistaat liegt hiermit hinter dem Bundesdurchschnitt von über 24 Prozent. Obwohl die Zahl der Frauen, die promovieren und habilitieren stetig steigt, schaffen es nur die wenigsten auf Platz eins der Berufungen. Wie die Hochschulrektorenkonferenz feststellte sind die Chancen eines männlichen Hochschulabsolventen später einmal Professor zu werden fünfmal so groß als die einer Hochschulabsolventin. Für diejenigen, die es an die Spitze schaffen ist der Aufstieg oft mit Kinderlosigkeit verbunden. Zwei Drittel der Professoren, aber nur ein Drittel der Professorinnen haben Kinder.

Die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist somit immer noch eine zentrale Ursache für die geringe Zahl an Frauen in Führungspositionen. Ein weiterer Grund liegt in der männlich dominierten Arbeitsumgebung. Untersuchungen ergaben, dass Wissenschaftlerinnen seltener zitiert werden als ihre männlichen Kollegen, nicht so häufig die Gelegenheit erhalten, ihre Arbeit vorzustellen und weniger Unterstützung von ihren Vorgesetzten erhalten. Dieser Effekt potenziert sich, da sich Frauen tendenziell stärker von einer ausbleibenden Unterstützung bremsen lassen. Die männlich dominierte Zusammensetzung von hochschulpolitischen Auswahl- und Entscheidungsgremien ist ein ausschlaggebender Grund für die geringe Berufung von Frauen in Führungspositionen. Diese Missstände können nur durch eine gezielte Frauenförderungspolitik behoben werden.

Damit künftig jede zweite Professorenstelle von einer Frau besetzt wird, fordert die SPD-Landtagsfraktion die Einführung einer Zielquote von 50 Prozent. Um das männlich dominierte Arbeitsumfeld im Wissenschaftsbetrieb auch für weibliche Bedürfnisse zu öffnen, ist es zudem notwendig, alle Verwaltungs- und Personalentscheidungen auf der Grundlage des Gender Mainstreaming zu treffen. Somit werden die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein berücksichtigt.

In diesem Sinne ist es wichtig, keine Sonderwege für Frauen zu ebnen sondern die Vereinbarkeit von Familie und Wissenschaft für Männer und Frauen zu erleichtern. Der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten für Studierende und Hochschulpersonal ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Um die fehlende Unterstützung für Frauen von ihren Vorgesetzten auszugleichen, ist es absolut notwendig, an jeder Universität Mentoring- und Weiterbildungsprogramme für Frauen einzurichten. Um den speziell weiblichen hochschulpolitischen Interessen eine Stimme zu geben, müssen hochschulpolitische Gremien wie der Hochschulrat oder die Hochschulleitung einen angemessenen Frauenanteil aufweisen.

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