Debatte um Provenienzforschung: SPD fordert Aufklärung zum Umgang mit NS-Raubkunstwerken

27. Februar 2025

Hängt in Bayerns Museen womöglich NS-Raubkunst? Nach Medienberichten gibt es eine Liste, die genau das nahelegt – ohne dass die Nachfahren der Besitzer davon wissen. Die Landtags-SPD fordert Aufklärung vom zuständigen Wissenschaftsminister Blume. Ebendieser hatte gestern mangels fehlender Aufklärung Konsequenzen verlangt. „Dass nun ausgerechnet der Hauptverantwortliche selbst Sorgfalt und Transparenz bei der Restitutionspraxis anmahnt, klingt nach einem schlechten Scherz. Blume selbst muss jetzt liefern“, betont die wissenschaftspolitische Sprecherin Katja Weitzel.

Per Dringlichkeitsantrag fordert die SPD-Landtagsfraktion von der Staatsregierung deshalb umgehend echte Transparenz zum Umgang mit NS-Raubkunstwerken. „Minister Blume muss jetzt lückenlos aufklären, nach welchen Vorgaben die Staatsgemäldesammlungen im Umgang mit NS-Raubkunst arbeiten und wie die Kommunikation mit dem Wissenschaftsministerium abläuft. Was wissen die Gemäldesammlungen wirklich über ihre Exponate und inwieweit sind jüdische Besitzer involviert? Es geht hier auch um die Verantwortung für die Nachfahren der Besitzer von NS-Raubkunst, das ist eine Frage des Respekts“, betont Katja Weitzel.

Die „Washingtoner Prinzipien“ und die „Gemeinsame Erklärung“ von Bund, Ländern und Kommunen verpflichten Museen, ihre Bestände zu prüfen und unrechtmäßig entzogene Kunst an die Besitzer zurückzugeben. Zwar betont die Staatsregierung gerne, sie stehe uneingeschränkt zu ihrer historischen Verantwortung und den Washingtoner Prinzipien. Doch die Praxis spricht eine andere Sprache.

Kritikwürdig ist aus Weitzels Sicht zudem, dass Minister Blume nach Bekanntwerden der Vorwürfe allein mit einer kleinen Finanzspritze eigene Versäumnisse beiseite wischen will. „Das Engagement der Staatsregierung für Restitution und Provenienzforschung hielt sich bislang sehr in Grenzen. Geld allein ersetzt keine Aufarbeitung eigener Versäumnisse.“ Die Landtags-SPD fordert deshalb Auskunft zur Identifizierung der Raubkunst-Verdachtsfälle, über den Zugang zu Archiven und die personelle Ausstattung bei den Staatsgemäldesammlungen. Auch sollten endlich alle NS-Raubkunstwerke an ihre Besitzer zurückgegeben werden.

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