Quietschbunte Frauenkleider, Perücken, üppige Hüte. Dazu typisch fränkischer Humor: Die Rede ist von Volker Heißmann und Martin Rassau alias „Waltraud und Mariechen“ – diesjährige Preisträger des Frankenrechens, den die SPD-Landtagsfraktion heute (23. September) in Kulmbach verlieh. Mit der Auszeichnung würdigen die Sozialdemokraten herausragendes kulturelles und soziales Engagement im Freistaat. Doch nicht nur in ihrer Paraderolle hat das Duo große Bekanntheit erlangt: Sie brillieren in „Heißmann und Rassau“ in eigenem Serienformat und sind fester Bestandteil der Sternstunden-Gala im Bayerischen Fernsehen. Fraktionschef Holger Grießhammer lobte das Engagement der Kabarettisten und nannte sie „besondere Charaktere, die fränkische Kultur lebendig halten, weitertragen und immer wieder neu erfinden“.
Hoch hinauf zur Plassenburg ging es für die rund 130 Gäste des Frankenempfangs, zu dem die Landtags-SPD im Rahmen ihrer Bayerntour eingeladen hatte. Die einstige Hohenzollernfestung ist das Wahrzeichen Kulmbachs und steht für das, was Frankens Kultur kennzeichnet: eine beeindruckende Architektur, reiche Geschichte und lebendige Tradition. Holger Grießhammer betonte die zentrale Rolle von Kultur für unsere Gesellschaft, gerade aus heutiger Sicht: „In Zeiten wie diesen, in denen rechtsextreme Gruppen versuchen, die Gesellschaft zu spalten, müssen wir die Bedeutung von Kultur pflegen und stärken. Denn sie ist das Fundament unserer Demokratie, Teil unserer Identität, verbindet Generationen und gibt uns Orientierung.“
Seit über 25 Jahren setzen sich die Preisträger mit Leidenschaft für die fränkische Identität, Sprache und Kultur ein. 1998 gründeten sie die Comödie Fürth – ein renommiertes Theater für Künstler und Künstlerinnen aus dem deutschsprachigen Raum. Auch die legendäre fränkische Fastnacht in Veitshöchheim ist ohne die beiden kaum vorstellbar. Ihr soziales Engagement ist groß: In der Sternstunden-Gala und an verschiedenen anderen Stellen sammeln sie Geld für bedürftige Kinder. „Sie sind wahre Verwandlungskünstler, die Menschen mit den unterschiedlichsten Figuren begeistern. Wir brauchen Talente wie diese, die unserer Gesellschaft mit Scharfsinn den Spiegel vorhalten und dabei unterhaltsam sind,“ so Grießhammer. „Ihr soziales Engagement sollte vielen von uns ein Vorbild sein.“
Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann lobte die Arbeit der Landtagsfraktion und die einende Rolle Grießhammers. „Die Bayerntour ist genau der richtige Weg: Kontakt zu den Menschen suchen, sich anhören, wo der Schuh drückt. Das ist eine enorme Leistung in so einer kurzen Zeit.“ Der Frankenrechen-Abend war so gut besucht, dass kurzerhand weitere Stühle in die Räume getragen werden mussten. „Langfristig will auch die SPD da wieder hin“, witzelte Lehmann, „also mehr Menschen erreichen.“ Über die Preisträger sagte er: „Volker Heißmann und Martin Rassau haben wie niemand sonst die fränkische Identität und Seele geprägt. Dafür verdienen sie großen Respekt. Keiner hat den Preis so verdient wie sie.“
Die Laudatorin des Abends Ines Procter – bekannt aus ihrer Rolle als Putzfrau bei der Fastnacht in Franken – reimte ein Lied auf die Preisträger (Märchenpaar). Sie lobte deren Kreativität und umschrieb sie als zwei Herzen, die aus Franken nicht mehr wegzudenken seien. „Liebevoll mit Wort und Charme nehmt ihr den Alltag auf den Arm. Als Künstler müsst ihr mit allem rechnen, doch kaum einer mit dem Frankenrechen.“ Mit ihrer Gründung der Comödie Fürth haben sie ein Theater für alle geschaffen. Gepaart mit ihrem vielfältigen sozialen Engagement gebühre ihrem Einsatz größter Dank.
Gemeinsam mit seiner Fraktion setzt sich Grießhammer auch künftig für die kulturelle Teilhabe aller ein. Wichtig ist es, kulturelle Vielfalt zu erhalten und zu fördern – nicht nur in den Metropolen, sondern insbesondere auch auf dem Land. Die Kultur in Franken und die dortige Sprache haben eine unverwechselbare Handschrift, die Menschen in und um Franken in ihrem Selbstbewusstsein bis heute prägt. Jede Region erzählt ihre eigene Geschichte. „Das macht unsere Heimat besonders“, sagte Grießhammer.
Mit „wilder Volxmusik mit X aus Franken und der Welt“ sorgten David Saam und Carolin Pruy-Popp von Boxgalopp für die musikalische Umrahmung.
Fotos