An diesem Sonntag vor 80 Jahren übernahm ein Sozialdemokrat die Geschicke in Nachkriegs-Bayern: Die amerikanische Militärverwaltung ernannte Wilhelm Hoegner zum Ministerpräsidenten – ein Amt, das er von 1945 bis 1946 und dann noch einmal von 1954 bis 1957 ausübte. Hoegner zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in der bayerischen Politik, sein bereits im Schweizer Exil erarbeiteter Verfassungsentwurf hat maßgeblich die heutige bayerische Verfassung geprägt. Die SPD-Landtagsfraktion gedenkt daher an diesem Jahrestag mit großem Respekt der politischen Lebensleistung des gebürtigen Münchners.
Fraktionsvorsitzender Holger Grießhammer: „Der Vater der bayerischen Verfassung ist ein Sozialdemokrat: Wilhelm Hoegner. Die Handschrift dieses großen Mannes prägt die Politik im Freistaat bis heute.“
Hoegner, am 28. September 1945 zum Ministerpräsidenten ernannt, leitete von März bis Juni 1946 die Beratungen des Vorbereitenden Verfassungsausschusses und war anschließend Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung. Mit seiner Person sind Konzepte wie die staatliche Lenkung des Kreditwesens, die staatliche Aufsicht über Energieversorgung und Bodenschätze, öffentlicher Wohnungsbau, ein wertegeleitetes Bildungssystem und der Mindestlohn verbunden.
Hoegner war seit 1946 Landesvorsitzender der bayerischen SPD (bis 1947), seine Politik führte die Sozialdemokraten auch 1950 und 1954 in die bayerische Regierung – nach der Wahl 1954 erneut mit Hoegner als Ministerpräsident. Nach dem Ende der sogenannten Viererkoalition (unter Ausschluss der CSU) im Jahr 1957 wurde er Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag, von 1962 bis 1970 war er schließlich stellvertretender Landtagspräsident. 1970 schied er nach fast 24 Jahren aus dem Bayerischen Landtag aus. Er verstarb 1980 in München.