Tiefengrundwasser steht unter strengem Schutz – weil es sich sehr langsam nachbildet und für die Wasserversorgung der Menschen von immenser Bedeutung ist. Umso unverständlicher ist es, dass der Getränkeriese Adelholzner im oberbayerischen Bergen seit Jahren nur mit fragwürdigen Übergangsregelungen und ohne öffentliche Transparenz diese wichtige Ressource anzapfen darf. „Es ist nicht einmal klar, wie viel Wasser die Firma den einzelnen Brunnen eigentlich entnimmt“, kritisiert die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Anna Rasehorn. „Hier geht es nicht um irgendeine Ressource – es geht um das Wasser, das auch noch für unsere Kinder und Enkel zur Verfügung stehen soll.“
Die schwäbische SPD-Politikerin fordert, dass der Freistaat endlich seiner Verantwortung für die Wasserversorgung der Menschen gerecht wird und die vorhandenen Regularien zum Schutz des wertvollen Wassers auch anwendet. Die Firma Adelholzner darf nicht einfach schalten und walten, wie sie will.
„Brunnen laufen nur mit Übergangsgenehmigungen, die auf Gutachten aus dem Jahr 2010 beruhen und die sich nicht an die geltenden Leitlinien des Landratsamts halten. Antragsunterlagen werden seit Jahren verschleppt – das ist ein umweltpolitischer Offenbarungseid“, so Anna Rasehorn. Die SPD hat daher im heutigen Umweltausschuss des Bayerischen Landtags gefordert, dass die Regierung endlich aufwacht und eine stabile Grundlage für die Wasserversorgung im Chiemgau schafft. „Die Zeit des Aussitzens und Durchwurstelns muss endlich vorbei sein.“ Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik sei durch diese Haltung bereits stark erschüttert.
Für Rasehorn ist klar: „Es kann nicht sein, dass ein großes Unternehmen seit Jahren ohne vollständiges Verfahren fördern darf, während Gemeinden um ihre Trinkwasserversorgung bangen. Wir brauchen endlich klare Verfahren, Transparenz über Fördermengen und eine strikte Kontrolle durch das Landesamt für Umwelt. Nur so kann verhindert werden, dass strategische Trinkwasserreserven dauerhaft geschädigt werden. Hinzu kommt: Adelholzener nutzt das Tiefengrundwasser auch als Brauchwasser, zum Flaschenspülen oder Maschinenreinigen!“
Mit Blick auf den aktuellen Entwurf des Bayerischen Wassergesetzes sieht Rasehorn keine Fortschritte: „Der Fall Adelholzener zeigt, was schiefläuft – und genau das sollte der Gesetzentwurf beheben. Doch es steht zu befürchten, dass immer noch keine verpflichtenden Wasseruhren vorgeschrieben werden. So schafft man Probleme nicht aus der Welt – man ignoriert sie. Der Wassercent bringt nichts, wenn wir nicht wissen, für wie viel entnommenes Wasser überhaupt gezahlt werden.“