Ein letztes Mal noch: An diesem Dienstag wird der Bayerische Gleichstellungsbericht erneut die Defizite bei der Chancengleichheit von Männern und Frauen im öffentlichen Dienst darlegen – um dann endgültig ad acta gelegt zu werden. Zwar ist das Problem keineswegs gelöst, die Staatsregierung betrachtet aber die jährliche Bestandsaufnahme als überflüssig. Das kritisiert die SPD scharf. „Frauen sind noch immer strukturell benachteiligt, arbeiten fast viermal häufiger in Teilzeit und sind in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert“, so die frauenpolitische Sprecherin der Landtags-SPD, Dr. Simone Strohmayr. Erforderlich sei nicht weniger, sondern mehr Engagement in diesem Bereich.
Vor der Vorstellung des Siebten Gleichstellungsberichts 2025 morgen (2. Dezember) im Bayerischen Landtag macht Dr. Simone Strohmayr daher klar: „Gleichstellungsberichte sind unverzichtbar. Sie zeigen, wie es Frauen und Männern im öffentlichen Dienst wirklich geht – und ob Bayern bei der Gleichstellung überhaupt vorankommt.“ Wie der aktuelle Bericht zeigt, sind die Fortschritte bislang marginal. Die Landtags-SPD kritisiert daher scharf, dass die Staatsregierung die erst im Juli 2025 eingeführte Berichtspflicht mit dem Vierten Modernisierungsgesetz wieder streichen will. „Wer die Berichtspflicht abschafft, sorgt für weniger Transparenz und schwächt die Kontrolle. Gleichstellung gerät damit endgültig aus dem Blick“, warnt Strohmayr.
Die wichtigsten Ergebnisse des Gleichstellungsberichts:
Frauen machen 61,3 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst aus (2018: 59,0 Prozent) – sie sind damit überproportional vertreten. Mit steigender Qualifikationsebene sinkt ihr Anteil jedoch deutlich. Unter den Teilzeitbeschäftigten im öffentlichen Dienst 2023 liegt der Frauenanteil bei 82,8 Prozent, der Männeranteil bei nur 17,2 Prozent.
Frauen in Leitungsfunktionen arbeiten häufiger in Teilzeit und haben deutlich seltener Kinder als Männer. In der zweiten Führungsebene der obersten Verwaltung sind 51,6 Prozent der Frauen Mütter – 90,5 Prozent der männlichen Führungskräfte sind Väter.
Nur 83,3 Prozent der staatlichen Dienststellen haben ein gültiges Gleichstellungskonzept; 16,7 Prozent haben keines und verletzen ihre gesetzliche Pflicht weiterhin.
Nur 27,4 Prozent der Gleichstellungskonzepte enthalten konkrete zeitliche Ziele zur Erhöhung des Frauenanteils – verbindliche Maßnahmen fehlen meist komplett.
Obwohl 90,2 Prozent der Dienststellen eine Gleichstellungsbeauftragte haben, bleiben 9,8 Prozent ohne – ein klarer Rechtsverstoß.
Nur 60 Prozent der Gleichstellungsbeauftragten verfügen über ausreichend Zeit für ihre Aufgaben.
Erneut wird durch den Bericht klar: „Gleichstellung wird in Bayern nicht umgesetzt. Gerade deshalb brauchen wir mehr Transparenz – nicht weniger. Wer den Gleichstellungsbericht abschafft, nimmt der Politik ein zentrales Steuerungsinstrument aus der Hand“, so Strohmayr.