Arbeitnehmer und kleinere Unternehmen müssen an der Digitalisierung beteiligt werden
Mit der Zukunft der digitalisierten Arbeitswelt und der individualisierten Produktion hat such die SPD-Fraktion am Freitag in einem Fachgespräch im Landtag befasst. Unter dem Schlagwort „Chancen und Risiken der Industrie 4.0“ diskutierten die Mitglieder des Arbeitskreises Wirtschaft mit Experten aus Forschung, Wirtschaft und Gewerkschaften.
Die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Annette Karl, betonte: „Es geht vor allem darum, die bayerische Wirtschaft zukunftsfähig aufzustellen. Das betrifft nicht nur die großen Konzerne, die im Bereich Digitalisierung selbst stark genug sind, sondern vor allem das Rückgrat der heimischen Wirtschaft, die kleinen und mittleren Unternehmen. Vor allem müssen die Beschäftigten bei der Digitalisierung eingebunden und mitgenommen werden. Dazu brauchen wir eine neue Form der Mitbestimmung.“
Der frühere Audi-Vorstand und jetzige Professor für Personalmanagement, Dr. Werner Widuckel, betonte: „Industrie 4.0 ist keine technische Blaupause, sondern eine Herausforderung der Gestaltung der Industriearbeit von morgen! Wir müssen dabei die Stärken in Deutschland nutzen: Qualifizierte Arbeit, kooperative Arbeitsbeziehungen und technologische Kompetenz.“
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Stefan Albat, mahnte: „Für Deutschland als hochindustrielles Land ist die wirtschaftliche und technische Umsetzung der Digitalisierung 4.0 eines der zentralen Themen zur langfristigen Sicherung unseres Standortes. Digitalisierung 4.0 bedeutet aber auch eine verstärkte Globalisierung, da die Koordinierung der Wertschöpfungsketten, der Zulieferungen, der Logistik zukünftig viel einfacher und schneller erfolgt.“
Für die IG Metall Bayern verwies Dr. Andrea Fehrmann auf die Auswirkungen für die Beschäftigten: „Bei einer erfolgreichen Implementierung von Industrie 4.0 ist auch die Politik gefragt. Es gibt bereits Handlungsempfehlungen des Arbeitskreises Industrie auf bundesweiter Ebene. Diese gilt es in konkrete Förderbekanntmachungen umzusetzen. Dringlichen Bedarf sehen wir hier bei der Qualifizierung der Belegschaften.“
Und Prof. Dr. Sabine Pfeiffer vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung in München kritisierte: „Die derzeit rund 500 Millionen Euro Forschungsförderung zum Thema sind überwiegend technikzentriert. Forschung zum Wandel von Produktionsarbeit wurde in den letzten 10 Jahren nur punktuell gefördert: Wie wissen zu wenig über das Ist! Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Diskurs zu: Guter Produktion und guten Produkten 4.0, zu guter Arbeit und zu Strukturen für Mitbestimmung 4.0.“
Die globalisierte Welt industrieller Produktion wird zunehmend geprägt durch Vernetzung und Flexibilität über die gesamte Kette der Wertschöpfung, um individualisierte Produkte zu entwickeln und herzustellen. Die Zeit standardisierter Einheitsware ist vorbei. Das Ziel ist die intelligente Fabrik (Smart Factory), die sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Ergonomie sowie die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse auszeichnet. Technologische Grundlage sind cyber-physische Systeme und das Internet der Dinge.