Bürgerkriegselend in Syrien: Politische Unterstützung wird dringend gebraucht

07. Mai 2014

Kabarettist Christian Springer berichtet im Landtag über die Schwierigkeiten bei Hilfsaktionen - Orienthelfer fordern "Rettungsgasse" für Hilfsorganisationen

"Wir beten jeden Tag zu Gott, dass er uns ein Erdbeben schickt, dann hätten wir morgen Hilfe. Aber wir haben nur einen Krieg.“ Diesen Ausspruch hörte der Kabarettist und Vorstand des Vereins „Orienthelfer“, Christian Springer, erst vor einem halben Jahr von einer syrischen Flüchtlingsfrau. Bei der Veranstaltung "Eurospektiven" der SPD-Landtagsfraktion am 6. Mai berichtete Springer auf Einladung von SPD-Fraktionsvize Hans-Ulrich Pfaffmann und Europasprecher Dr. Linus Förster über die dramatische Situation in Syrien. Der Einladung in den Plenarsaal des Bayerischen Landtags waren rund 160 Interessierte gefolgt.

Seit Beginn des Bürgerkriegs unter dem Regime Baschar al-Assads vor drei Jahren ließen mehr als 140.000 Menschen ihr Leben, beinahe zehn Millionen sind auf der Flucht. Doch die humanitäre Katastrophe ist von der öffentlichen Tagesordnung verschwunden – die Welt sieht weg. In einer bewegenden Rede berichtete Springer von seinem persönlichen Engagement und dem beinahe aussichtslosen Versuch, den Millionen von Flüchtlingen im Libanon und in Jordanien grundlegende humanitäre Hilfe, Lebensmittel und medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Dazu gehört auch der monatliche Kauf eines Krankenwagens durch den Verein Orienthelfer. „Der steht keine 60 Minuten, dann wird der gebraucht“, so Springer. Auch Feuerwehrfahrzeuge schaffte er nach Groß-Damaskus, wo für vier Millionen Einwohner gerade einmal zwei Löschfahrzeuge zur Verfügung standen.

Doch vieles komme nicht an, oder werde sofort zerstört. „Man traut es sich kaum zu sagen. Aber das von der Bundesrepublik gespendete Löschfahrzeug wurde am nächsten Tag von Kugeln durchlöchert. Ärzte und Sanitäter werden erschossen, einfach nur weil sie helfen wollen.“ Deswegen braucht der Verein neben dringenden finanziellen Spenden auch politische Hilfe. So fordert Springer eine „Rettungsgasse“ für Hilfsorganisationen und Abkommen mit der Türkei, die einen unbehinderten Transfer von Hilfsgütern erlauben.

Hilfe für Syrien: Ruth Waldmann, Hans-Ulrich Pfaffmann, Volkmar Halbleib, Christian Springer, Dr. Linus Förster, Margarete Bause und Inge Aures
Christian Springer (Mitte) berichtete im Landtag über die Hilfe für Syrien. Von links: Ruth Waldmann, Hans-Ulrich Pfaffmann, Volkmar Halbleib, Christian Springer, Dr. Linus Förster, Margarete Bause und Inge Aures.

Auch müssten syrische Flüchtlinge müssen vermehrt in die europäische Union aufgenommen werden, die derzeit nur etwa einem halben Prozent von ihnen Asyl bietet. Deutschland spendet zwar im europaweiten Vergleich am meisten – aber es ist laut Springer nicht genug. Die Syrer benötigen dringend finanzielle Unterstützung. Springer erzählt beispielsweise von einem syrischen Mädchen namens „kleine Sonne“, das durch eine sogenannte „barrel bomb“ großflächige Verbrennungen erlitt. Die erforderliche medizinische Versorgung, die das Mädchen von grausamen Schmerzen befreien könnte, war für die Familie zu teuer. Springer übernahm die Kosten.

Christian Springer und Dr. Linus Förster

Springer erfährt inzwischen in München viel Anerkennung und Anteilname für seine Arbeit: Bei einem Auftritt des Kabarettisten in einem Münchner Arbeiterviertel steckte ihm eine ältere Frau ein Kuvert voll mit Geldscheinen zu mit den Worten: „Das haben wir im Hochhaus für Sie gesammelt." Eine derart hohe Spende habe er noch nie erhalten, so Springer. „Dort, wo die Menschen selbst wenig haben, liegt am Ende oft mehr im Korb als in den reichen Gegenden. Und wenn ich noch zwei Euro hätte – einen bekämen die Syrer, das verlassenste Volk der Welt.“

SPD-Europasprecher Linus Förster nannte den Vortrag „bewegend“. Er zeige, dass hinter dem Kabarettisten Springer „ein hoch moralischer und auch politischer Mensch“ stecke. Die gelungene Veranstaltung aus der Reihe Eurospektiven rege zum Nachdenken „auch über den bayerischen Tellerrand hinweg“ an. SPD-Fraktionsvize Hans-Ulrich Pfaffmann nannte Springer ein „Vorbild“ für ehrenamtliches Engagement und forderte ebenso wie der Kabarettist humanitäre Hilfe ohne Grenzen. „Humanitäre Hilfe kennt kein Alter, kein Geschlecht, keine Sexualität – und humanitäre Hilfe kennt insbesondere keine Religion.“ Die SPD-Landtagsfraktion wird sowohl die Spenden-Aktion von Christian Springer unterstüzen als auch gemeinsam mit den SPD-Bundespolitikern Initiativen auf Bundesebene anregen.

Hans-Ulrich Pfaffman

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