Kardinal Marx beim SPD-Katholikentagsempfang: "Wir müssen über den Kapitalismus hinaus denken!"

30. Mai 2014

Bemerkenswerte Reden in Regensburg - Fraktionschef Rinderspacher betont Gemeinsamkeiten zwischen Sozialdemokratie und Kirchen

"Nicht rot werden, rot sein." Ausgerechnet der katholische Bischof von Regensburg, Dr. Rudolf Voderholzer, gab diesen Ratschlag, nachdem er zuvor Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles mit einem Hinweis auf deren frühere Ministrantentätigkeit zum Erröten gebracht hatte. Voderholzer war einer der prominenten Gäste und Redner eines großen und fröhlichen Empfangs, den die bayerische SPD-Landtagsfraktion zusammen mit der Bundespartei am Donnerstagabend anlässlich des Katholikentages in Regensburg gab.

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Der Mitgastgeber und Landtagsfraktionsvorsitzende Markus Rinderspacher freute sich sehr über den großen Zuspruch für die Veranstaltung im Haus Heuport. Fast 400 geladenen Gäste versammelten sich in in der historischen Gaststätte mit Blick auf die Eingangspforten des Regensburger Doms. Rinderspacher dankte den beiden christlichen Konfessionen für die inzwischen so gute Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie. Rinderspacher, der Mitglied der evangelischen Landessynode ist, erinnerte daran, dass das in der Geschichte nicht immer der Fall gewesen sei. Und er warb für das neue, vom früheren Landtagsvizepräsidenten Franz Maget herausgegebene, Buch "Kirche und SPD".

Markus Rinderspacher

Rinderspacher selbst hat sich darin als einer von mehreren prominenten Autoren aus Kirche und Politik mit dem Schutz des Sonntags vor immer wieder aufkommenden Bestrebungen einer Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten befasst. Und er erinnerte in seiner Rede beim Empfang auch daran, dass es die Landtags-SPD gewesen war, die sich in der vergangenen Legislaturperiode für den Schutz der sogenannten stillen Feiertage eingesetzt hatte - während die CSU für die Aufweichung stimmte. Es gebe immer wieder übereinstimmende Positionen zwischen der Sozialdemokratie und den Kirchen, betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Dies hob auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, in seinem kurzen Grußwort beim SPD-Empfang hervor. "Wir müssen über den Kapitalismus hinaus denken!", mahnte Erzbischof Marx. Es dürfe auch nicht so weitergehen, dass der Unterschied zwischen den Kapitalerträgen und den Erträgen aus Arbeit immer größer werde. Und beim Thema Freihandelsabkommen der EU mit den USA forderte Marx, das Ergebnis dürfe nicht "ein Club von Reichen sein, die die Armen ausschließen".

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Angesichts solch bemerkenswerter Aussagen eines katholischen Kardinals scherzte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse unter dem Gelächter und Beifall der Gäste: "Ich freue mich immer, wenn die Sozialdemokratie von Links ermuntert wird." Bundesarbeitsministerin Nahles sieht Marx nicht allein mit seinen Ansichten. Auch der neue Papst Franziskus habe hier erheblich für Bewegung und Umdenken gesorgt. "Lange Zeit waren wir Katholiken in der Defensive", beklagte sie mit Blick auf die gesellschaftlichen Diskussionen und Positionen unter dem zurückgetretenen Papst Benedikt. "Durch den neuen Papst hat sich das verändert", freute sich Nahles.

Unter den prominenten Gästen des Empfangs waren auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, der neue Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD), der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück (CSU), die bayerischen SPD-Landtagsabgeordneten Margit Wild und Ruth Müller, die CDU-Fraktionsvorsitzende im rheinland-pfälzischen Landtag, Julia Klöckner (CDU) und der griechisch-orthodoxe Erzbischof und Metropolit von Deutschland, Augoustinos.

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