SPD-Expertin Sonnenholzner warnt: Grippemittel Tamiflu und Relenza wirken nicht genug

23. Juni 2014

Vorsitzende des Gesundheitsausschusses: Keinen Vorrat an unwirksamen Grippemitteln anlegen

Die SPD-Landtagsfraktion fordert die Staatsregierung auf, die Grippemedikamente Tamiflu und Relenza künftig nicht mehr auf Vorrat anzuschaffen. „Neueste Studien haben wieder gezeigt, dass beide Medikamente nachweislich nicht ausreichend wirken“, so die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Kathrin Sonnenholzner. Am Dienstatg (24. Juni) beschäftigt sich der Gesundheitsausschuss des Bayerischen Landtags mit einem entsprechenden Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion. Bisher gibt es für etwa 20 Prozent der Bevölkerung einen Vorrat der Grippemittel. „Nach jetzigem Stand der Wissenschaft ist das Geld zum Fenster hinausgeworfen“, so Sonnenholzner.

Die Ärztin hält es angesichts der Studienergebnisse für notwendig, bei der Prävention von Grippe-Epidemien neue Wege zu gehen. Dazu gehört unter anderem die Überarbeitung des bayerischen Influenza-Pandemie-Rahmenplans. Die Staatsregierung wird daher in dem Dringlichkeitsantrag aufgefordert, dem Ausschuss für Gesundheit und Pflege umgehend über den aktuellen Stand ihrer Planungen zu berichten. Hierbei soll auch auf die Kosten eingegangen werden, die durch Beschaffung, Einlagerung und Entsorgung der Therapieeinheiten entstanden sind.

Tamiflu und Relenza zählen weltweit zu den meistverkauften Medikamenten zur Prävention und Behandlung von Influenza. Seit langem bestehen Zweifel an der Wirksamkeit dieser Arzneimittel, die auch dadurch genährt wurden, dass die Ergebnisse von (Zulassungs-)Studien nicht vollständig veröffentlicht wurden. Zwei aktuelle systematische Reviews von insgesamt 46 Studien mit mehr als 24.000 Patientinnen und Patienten kommen zu dem Schluss, dass durch die Medikamente zwar die Krankheitsdauer bei Influenza um etwa einen halben Tag reduziert wird, nicht aber die Komplikationsrate oder das Sterberisiko. Andererseits steigt das Risiko für Schwindel und Erbrechen sowie für psychiatrisch relevante Erkrankungen.

Die Staatsregierung hatte noch im März 2012 die weitere Bevorratung der Grippemittel für 20 Prozent der Bevölkerung befürwortet.

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