Filmfest-Podiumsdiskussion: Angeregte Debatte zu Arbeitsbedingungen der Branche

05. Juli 2014

Isabell Zacharias: „Lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen!“

Die Black Box im Münchener Gasteig war trotz des gleichzeitig stattfindenden WM-Viertelfinales gut gefüllt: Etwa 100 Besucher verfolgten gebannt die von der SPD-Landtagsfraktion initiierte Podiumsdiskussion „Für ein paar Dollar mehr…“ über Arbeits- und Produktionsbedingungen beim Film.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Gastgeberin Isabell Zacharias, kulturpolitische Sprecherin der BayernSPD, ergriff Uli Aselmann, Kinosektionsvorstand der Allianz deutscher Produzenten, das Wort. „Wir unabhängigen Produzenten haben gegenüber staatlich finanzierten Sendern einen klaren Wettbewerbsnachteil“, klagte er mit Blick auf die prekäre finanzielle Situation seiner Branche. Ein weiteres großes Problem als freischaffender Filmemacher sei deren private Haftbarkeit. „Wir sprechen hier von Filmprojekten im Wert von 1,4 Millionen Euro. Wenn da zum Beispiel der Schauspieler der Hauptrolle krank wird, ist meine Eigentumswohnung weg.“

Dem konnte Michael Brandner, Schauspieler und Vorstand des Bundesverbandes der Film- und Fernsehschauspieler, nur zustimmen: Auch er sieht eine Wettbewerbsverzerrung durch staatliche Sender, die keine Verantwortung für freiberufliche Produzenten übernehmen. Obendrein leide bei den Monopolisten ARD und ZDF auch die Kreativität: „Das ganze Programm wird an Quoten ausgerichtet. Aber wir wollen Denkanstöße liefern und keine Sättigungsbeilage sein!“.

Marc Haenecke, Filmemacher, hat aufgrund ähnlichen jahrelangen Ärgers die Fachgruppe „Dok-Regie“ innerhalb des Bundesverbandes Regie mitbegründet. Eine von ihm durchgeführte Umfrage unter freischaffenden Regisseuren offenbart die drastische Lage seines Berufsstandes: der Bruttoverdienst freier Dokumentarfilmer liege bei etwa 2100 Euro. Über 50 Prozent der Befragten hätten zudem angegeben, von ihrem Einkommen nicht leben zu können, oder den Beruf unter den herrschenden Bedingungen nicht mehr ausüben zu wollen.

Filmfest: Komplette Gruppe
v.l.n.r.: Marc Haenecke (Filmemacher), Michael Brandner (Schauspieler), Isabell Zacharias (Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion), Uli Aselmann (Kinosektionsvorstand Allianz Freischaffender Produzenten), Monika Hinz (Kostümbildnerin)

Lange Drehtage, unstete Arbeitsbedingungen und ein permanenter Kostendruck – das musste auch Monika Hinz in ihrer jahrelangen Arbeit als Kostümbildnerin erleben. In letzter Zeit gebe es jedoch kleine Verbesserungen im Bereich der Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Ver.di.

Auch Isabell Zacharias sieht kleine Fortschritte. „Mit der Einführung des Mindestlohns und der Absicherung der Künstlersozialkasse durch schärfere Kontrollen abgabepflichtiger Unternehmen haben wir einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan“, betonte die SPD-Kulturexpertin und regte an, gemeinsam mit den Kulturschaffenden für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße zu gehen. Sie werde nicht ruhen, bis freischaffende Künstler in der Filmbranche endlich zu fairen Bedingungen arbeiten könnten.

Yola Thürer

Filmfest: Gruppe
Filmfest: Blumen

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