Erinnerungskultur über Grenzen hinweg schaffen

03. Oktober 2014

"Talk im Max": Kulturtalk mit Isabell Zacharias

Der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ist ein Tag der Freude und des Gedenkens - ein perfekter Tag auch, um über Gedenken zu diskutieren. Isabell Zacharias, kulturpolitische Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion, lädt im Rahmen von "Talk im Max" traditionell verschiedenste Kulturschaffende und Kulturexperten ein - in diesem Jahr sprach sie mit ihren Gästen über Erinnerungskultur.

Diese zu bewahren und zu fördern, am besten über Grenzen hinweg, ist eine umfassende Aufgabe, waren sich die Talkgäste einig. Tereza Vávrová hat sich als Direktorin der tschechischen Initiative "Antikomplex" dem Ziel verschrieben, insbesondere jungen Menschen in Tschechien die Geschichte näherzubringen. Denn diese, betont Vávrová, seien besonders neugierig; sie hätten weniger Scheu vor der schwierigen Thematik, sondern lauschten gespannt Vorträgen von Zeitzeugen und beschäftigen sich gern mit dem Thema.

Eine Erfahrung, die auch der Leiter des Nürnberger NS-Dokumentationszentrums, Florian Dierl, machen kann. Zwar seien die Schülergruppen, die jeden Tag in die Ausstellung kämen, mit ihren Schulklassen vor Ort; aber die Faszination für das Thema sei in der Regel schnell entdeckt.

Bauchschmerzen mit einigen Arten der Vergangenheitsbewältigung hat nach eigenem Bekunden Prof. Dr. Stefanie Endlich, Autorin und Ausstellungsmacherin. Vieles werde viel zu einfach heruntergebrochen - statt einer genauen Analyse der Vergangenheit belasse man es bei Slogans wie "Nie wieder" oder entwickle Denkmäler mit zu schlichter, fast plumper Visualisierung - wie das geplante Einheitsdenkmal in Berlin.

Der Fraktionsvorsitzende der BayernSPD-Landtagsfraktion Markus Rinderspacher wünscht sich für die Zukunft eine politische Erinnerungskultur auch der Regierungspartei Bayerns, die konstant bleibt. "Wenn Politiker am Sonntag 'Nie wieder'-Reden zum Besten geben und sich dann am Montag darauf an den Stammtischen für ausländerfeindliche Parolen feiern lassen, dann ist das kein Transfer einer gelungen Gedenkkultur", so Rinderspacher. "Hier wäre es wirklich begrüßenswert, wenn wir in 25 Jahren an dieser Stelle schon weiter wären."

Talk im Max 2014 I
Download: Foto in hoher Auflösung (Abdruck bei Quellennennung kostenfrei) v.l.: Tereza Vávrová, Direktorin der Initiative „Antikomplex“ Prag, Markus Rinderspacher, MdL, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Isabell Zacharias, MdL, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Florian Dierl, Leiter des Nürnberger Dokumentationszentrums, Prof. Dr. Stefanie Endlich, Autorin und Ausstellungsmacherin, Esther Glück, bildende Künstlerin
Talk im Max 2014 II
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Talk im Max 2014 III
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