Irsee 2015: Bei Industrie 4.0 müssen die Interessen der Menschen in den Vordergrund gestellt werden

21. Januar 2015

Wirtschaftsexperten Karl und Roos: Chancen ergreifen und sozial gestalten

Im Rahmen der Fraktionsklausur der SPD-Landtagsfraktion im schwäbischen Kloster Irsee haben die Wirtschaftsexperten der Fraktion gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, gefordert, den Menschen in der neuen digitalen Industrie mehr in den Mittelpunkt zu stellen. "Die Chancen der neuen Arbeitswelt sind immens. Es gilt, sie zu ergreifen und gleichzeitig die möglichen Risiken zu minimieren", betont die wirtschaftspolitische Sprecherin, Annette Karl.

"Durch die Entwicklungen haben sich die Wirtschaftsbeziehungen immer mehr beschleunigt. Theoretisch ist es möglich, nicht mehr an einen Arbeitsort gebunden zu sein - insbesondere für die Familienpolitik birgt das Chancen", stellt Karl fest. Die Politik sei jetzt aber gemeinsam mit dem Arbeitgebern in der Verantwortung, Grenzen zu ziehen - um die psychische und physische Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht zu gefährden, zum Beispiel durch dauerhafte Erreichbarkeit.

Vassiliadis sagte im Rahmen einer Pressekonferenz, man dürfe die technische Entwicklung nicht einfach unkritisch hinnehmen: "Wir müssen sie gestalten, dafür ist ein politischer Rahmen notwendig." Er dankte der SPD-Fraktion, dass sie sich dieses Zukunftsthemas so intensiv annehme.

Der industriepolitische Sprecher der BayernSPD-Landtagsfraktion, Bernhard Roos, ermuntert die Wirtschaft, sich auch der technischen Entwicklung anzupassen. "Deutschland ist Industrieausrüster der Welt", betont der Passauer SPD-Abgeordnete. "Dringend notwendige Investitionen in technische Innovation, aber auch Datenschutzmaßnahmen dürfen nicht ignoriert werden. "Es darf nicht sein, dass sensible Daten, zum Beispiel von Kunden, auf unsicheren Wegen übertragen werden."

Im Einzelnen fordert Karl insbesondere die Einrichtung eines Kompetenzzentrums "Arbeit 4.0" zur Erforschung der technologischen Auswirkungen auf die sozialen Beziehungen zur Arbeitswelt. Dieses könne an einer Universität oder Fachhochschule im Freistaat angesiedelt werden

Karl mahnte an, vor allem anderen die notwendige Infrastruktur zu schaffen. "Um die gesamte Entwicklung wirklich voranzutreiben, braucht es zu allererst eine flächendeckende Breitbandversorgung", so Karl. "Das Ziel, überall in Bayern eine Mindestgeschwindigkeit von 50 MBit/Sekunde zu ermöglichen, wurde offenbar von der Staatsregierung aufgegeben. Die CSU meint, 30 Mbit/Sekunde würden ausreichen, aber das ist jetzt schon technologische Steinzeit. Wir wollen eine stabile und zukunftsorientierte Versorgung mit schnellem Internet! Die Staatsregierung muss dieses Vorhaben endlich richtig umsetzen, um ein drittes teures Förderungsprogramm zu vermeiden."

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