Fragen und Antworten zur Barrierefreiheit

15. April 2015

Was ist Barrierefreiheit? Warum ist Barrierefreiheit wichtig? Was kostet die Barrierefreiheit? Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Barrierfreiheit

Was ist Barrierefreiheit?
Öffentliche Verkehrsmittel, Informationen, Kommunikationswege: All das muss von Menschen mit Behinderungen, aber auch von Senioren oder Familien mit Kinderwagen genauso genutzt werden können wie von Menschen ohne Behinderung. Barrierefreiheit macht möglich, dass alle an der Gesellschaft teilhaben können.

Was sind eigentlich Barrieren?
Eine Barriere ist alles, was Menschen mit einer körperlichen Einschränkung daran hindert, ihr Leben so zu leben wie Menschen ohne Behinderung. Das können unzugängliche Bahnhöfe und Bahnsteige ebenso sein wie öffentliche Gebäude ohne Aufzug oder Ampeln ohne akustische Signale für Menschen mit einer Sehbehinderung. Aber auch Personen mit einer psychischen Behinderung erleben Barrieren, wenn sie in Behörden oder an ihrem Arbeitsplatz überfordert werden.

Warum ist Barrierefreiheit wichtig?
Barrierefreiheit nützt nicht nur Menschen mit Behinderungen. Auch der Vater mit dem Baby im Kinderwagen, die Seniorin mit dem Rollator oder der Sportler mit dem gebrochenen Bein können zum Beispiel nur mit größten Anstrengungen eine Treppe bewältigen. 10 Prozent der Menschen in Bayern sind auf Barrierefreiheit kompromisslos angewiesen, für über 30 Prozent ist sie hilfreich – und für 100 Prozent komfortabel!

Warum ist Barrierefreiheit ein Thema für unsere Gesellschaft?
In Bayern leben mehr als eine Million Menschen mit einem Grad der Behinderung von 50 Prozent oder höher. Der größte Teil davon ist über 65 Jahre alt. Die Anzahl der Menschen über 80 Jahre wird sich, so sagen Prognosen, in Deutschland bis 2050 auf zehn Millionen Menschen verdreifacht haben.

Sind wir zur Barrierefreiheit verpflichtet?
Wir haben hier nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine rechtliche. Deutschland hat die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung unterzeichnet. Darin steht, dass alle Menschen ein Anrecht auf gleichberechtigten Zugang zu Transportmitteln, Information und Kommunikation sowie zu öffentlichen Einrichtungen und Diensten haben.

Warum ist Barrierefreiheit gerade jetzt Thema in der Politik?
In seiner Regierungserklärung im November 2013 kündigte Ministerpräsident Seehofer an, dass Bayern in zehn Jahren komplett barrierefrei sein werde und zwar im gesamten öffentlichen Raum, auch in Bussen und Bahnen. Nur ein Jahr später nahm er dieses Versprechen teilweise wieder zurück und schiebt die Verantwortung auf andere. Das werden die SPD, die Sozialverbände und Wohlfahrtsorganisationen nicht akzeptieren und machen deshalb Druck.

Was kostet Barrierefreiheit?
Die Umsetzung von Barrierefreiheit kostet natürlich Geld, ist aber eine Investition in eine lebenswerte Zukunft der ganzen Gesellschaft. Wir können es uns daher nicht leisten, darauf zu verzichten. Die Staatsregierung hat im Haushalt nur 20 Millionen Euro jährlich für Barrierefreiheit vorgesehen. Damit ließen sich nicht einmal zwei Bahnhöfe barrierefrei gestalten. So kommen wir sicher nicht voran.

Was fordert die SPD-Landtagsfraktion?
Wir brauchen ein Gesamtkonzept zur Barrierefreiheit in Bayern, mit konkreten Zielen und Verantwortlichkeiten. Alles staatliche Handeln muss Barrierefreiheit berücksichtigen: Straßen, Wohnungsbau, Öffentlicher Nah- und Fernverkehr, Tourismus, Hochschulen und Krankenhäuser. Außerdem müssen barrierefreie Fernsehsendungen ausgeweitet und der Umbau von Arbeitsplätzen gefördert werden.

Welche Rolle spielen die Städte und Gemeinden?
Die Städte und Gemeinden spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Barrierefreiheit insbesondere im öffentlichen Raum, in den Schulen und den Kitas. Die Kommunen dürfen aber nicht mit den Kosten für die Umsetzung alleingelassen werden. Sie müssen dabei vom Freistaat beraten und finanziell unterstützt werden.

Welche Rolle spielen Menschen mit Behinderungen?
Menschen mit Behinderung müssen in die Planungen zur Umsetzung von Barrierefreiheit einbezogen werden. In jedem Regierungsbezirk muss mindestens ein so genanntes „Kompetenzzentrum Barrierefreiheit“ geschaffen werden, in dem Menschen mit Behinderungen beraten werden. Dort können sie auch selber als „Fachleute in eigener Sache“ tätig sein.

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