SPD-Vertriebenenpolitiker Halbleib: Flucht und Vertreibung sind aktuell und kein historisch abgeschlossenes Phänomen

Volkmar Halbleib

13. September 2015

Kritik an Seehofer und Herrmann - Bayerischer Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation

Anlässlich des heutigen Bayerischen Gedenktags für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation verweist der Vertriebenenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Volkmar Halbleib, auf die Parallelen zur Situation der heutigen Flüchtlinge: „Flucht und Vertreibung sind keine historisch abgeschlossene Phänomene, von denen man nur in Geschichtsbüchern lesen kann. Sie gehören zu den drängendsten und bedrückendsten Herausforderungen unserer Zeit. Wohl niemand kann besser nachvollziehen, was Kriegsflüchtlinge aus Syrien oder dem Irak heute durchmachen, als Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg selbst vertrieben wurden und in Bayern eine neue Heimat gefunden haben.“

Halbleib, der auch Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion ist, zeigt sich dankbar für die Empathie, die der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Bernd Fabritius, für das Schicksal der heutigen Kriegsflüchtlinge zeigt: „Herr Fabritius hat gesagt, dass es diese Menschen wegen Sprachproblemen und unterschiedlichem religiösen Hintergrund wohl noch schwerer hätten, bei uns ihre neue Heimat finden. Und er hat dazu aufgerufen, ihnen mit offenen Herzen zu begegnen. Das sind die richtigen Worte, das ist die richtige Einstellung, an der sich seine CSU-Parteikollegen Seehofer und Herrmann ein Beispiel nehmen sollten.“ Bayerns Innenminister Herrmann hatte einen Vergleich zwischen Vertriebenen und Flüchtlingen als "Beleidigung" für die Vertriebenen bezeichnet.

Der unterfränkische SPD-Abgeordnete Halbleib schließt sich den - von Seehofer heftig kritisierten - Aussagen von Bundespräsident Joachim Gauck an, der die Deutschen aufgefordert hat, aus der bitteren Erfahrung mit Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg heraus großherziger gegenüber heutigen Flüchtlingen zu sein. Halbleib betont: „Der menschenwürdige Umgang mit Flüchtlingen in Bayern muss uns eine Verpflichtung aus unserer eigenen Geschichte sein. Und wir sollten auch die Chancen und Potenziale für unsere Gesellschaft sehen, die uns diese Zuwanderung bietet. Sie macht Bayern und Deutschland gesellschaftlich reicher und zukunftsfähiger.“

Der SPD-Abgeordnete erinnert auch an die enorme Aufbauleistung der Vertriebenen in der Bundesrepublik. „Bayerns Entwicklung wäre ohne die Vertriebenen, namentlich die Sudetendeutschen, nicht so erfolgreich verlaufen." Halbleib betont zugleich die historische Verbundenheit der BayernSPD mit den Vertriebenen: „Wilhelm Hoegner hat die Sudetendeutschen offiziell als ‚4. Stamm‘ der Bayern anerkannt, Volkmar Gabert und Peter Glotz, Franz Maget und Renate Schmidt haben sich besonders für die guten Beziehungen zu den Vertriebenen engagiert. Wir begreifen sie als wichtige Brückenbauer zu unseren mittel- und südosteuropäischen Nachbarn und damit in eine gemeinsame europäische Zukunft." Ein wunderbares Ergebnis seien die inzwischen freundschaftlichen Beziehungen zu Tschechien und in diesem Zusammenhang die von der SPD lange vorangetriebene Eröffnung einer offiziellen bayerischen Vertretung in Prag.

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