Antibiotika ohne Maß und Ziel in Humanmedizin und Tierzucht? Anhörung im Bayerischen Landtag

22. Februar 2016

Gesundheitsexpertin Müller: Fälschliche und übermäßige Einnahme kann Resistenzen verursachen - Online-Handel ohne Rezept muss gestoppt werden

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schlägt Alarm: Der Gebrauch von Antibiotika nimmt sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin sowie in der Tierzucht überhand. Aus diesem Grund findet auf Antrag der SPD-Fraktion am 23. Februar eine gemeinsame Expertenanhörung von Gesundheits- und Landwirtschaftsausschuss statt.

Insbesondere die rezeptfreie Bestellung von Antibiotika macht der SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Müller Sorgen: "Offiziell ist es natürlich so, dass man in Deutschland ohne Rezept kein Antibiotikum erhält. Allerdings gibt es eine Gesetzeslücke: Ärzte im Ausland können auch ohne Rezept das Medikament nach Deutschland verkaufen. Online-Apotheken machen sich das zunutze. Hier können mit einem einfachen Online-Formular die Beschwerden vom Patienten selbst eingereicht werden - und das Antibiotikum kommt per Post. Hier braucht es dringend eine auch europaweite Regelung, die dieses Procedere unterbindet!"

Müller weist darauf hin, dass die Einnahme von Antibiotika unter Umständen gefährlich sein kann: "Das Risiko besteht, dass der Patient es zum Beispiel bei einer Grippe einnimmt, die er für einen bakteriellen Infekt hält - bei Viruserkrankungen hat Antibiotika keinerlei positive Wirkung. Nur ein Arzt, der sich den Patienten wirklich anschaut, kann hier eine richtige Diagnose stellen. Bei falscher Einnahme oder Dosierung kann die Wirkung verpuffen oder zu Resistenzen führen."

Teilen