#Oscar so white - Lebhafte Diskussion auf dem Münchner Filmfest über die Vielfalt in den Medien

#Oscar so white - Lebhafte Diskussion auf dem Münchner Filmfest über die Vielfalt in den Medien

05. Juli 2016

Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Isabell Zacharias hatte zu einer Podiumsdiskussion mit namhaften Experten geladen

Selbstverständlich ist Vielfalt in der Medienbranche noch lange nicht. Mit dem Hashtag „Oscar so white“ startete bei den letzten Oscars ein Entrüstungssturm gegen die preisverleihende Akademie. Angeprangert wurde nicht nur die Auswahl der Oscar-Kandidaten. Vor allem die Zusammensetzung der 7000 Mitglieder ist weiß und männlich. Mit Boykottdrohungen wurde jetzt erreicht, dass mehr Vielfalt in die Akademie einziehen soll. Im Rahmen des Münchner Filmfestes hatte die Kultursprecherin der SPD-Landtagsfraktion Isabell Zacharias zu einer Podiumsdiskussion geladen, um das Thema zu erörtern.

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Podiumsgäste

Suli Kurban studiert Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Die uigurische Künstlerin ist vielseitig unterwegs: Sie war Protagonistin an den Kammerspielen und auch beim Film. Das Thema Migration zieht sich als roter Faden durch ihre gesamte Arbeit. 2009 hat sie den Europäischen Civis-Preis für einen Radiobeitrag beim Jugendkanal on3 Radio bekommen. Ihre jüngste Produktion können ist in der BR-Mediathek zu sehen: es ist „Lebenslinien-Folge - Der Löwe von Neuperlach“.

Tunay Önder ist Soziologin und schrieb schon ihre Magisterarbeit über das ungewöhnliche Thema „Die sogenannte Kriminalität der nicht-deutschen Bevölkerung.“ Auch sie hat bei verschiedenen Theaterprojekten mitgearbeitet. Ihr Blog „Migrantenstadel“ wurde 2013 Grimme-Preis-nominiert. Die Jury beschrieb den Blog mit den Worten “Überschriften, ehrliche Rezensionen und eine politisch unkorrekte Wortwahl in Bezug auf Migranten: "das migrantenstadl" mischt Politik, Kultur und Migration – und das ganze leicht dadaistisch”.

Tibet Sinha ist stellvertretender Leiter der Auslandsabteilung Fernsehen im WDR. Die Redaktion ist verantwortlich für einen großen Teil der Auslandsberichterstattung von Tagesschau und Tagesthemen, aber auch für Weltspiegel und Europamagazin. Bevor er in die Abteilungsleitung wechselte, war Tibet Sinha viele Jahre Redaktionsleiter des integrationspolitischen Magazins Cosmo TV. Seit dieser Zeit ist er auch Mitglied im Diversity-Beirat des WDR.

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Das Podium war sich einig, dass in der deutschen Medienlandschaft ähnliche Zustände herrschen wie in den USA. Die Redaktionen der Sender sind in der Regel von weißen, christlichen Männern geprägt. Und natürlich setzen SIE die Themen und die Wortwahl und bestimmen das Programm. Dass bald jeder zweite Zuschauer und jede zweite Zuschauerin inzwischen internationale Wurzeln hat, spiegelt sich weder im öffentlich rechtlichen Rundfunk noch in der Filmbranche so wieder.

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Isabell Zacharias konnte am Bespiel des WDR jedoch zeigen, wie Integration zur Querschnittsaufgabe im Sender wird. Sinha stellte dar, dass sein Sender bereits seit 13 Jahren die Position eines Integrationsbeauftragten besetzt. Ziel sei es, die alltäglich gelebte kulturelle Vielfalt des Sendegebietes als Teil der gesellschaftlichen Normalität in allen Programmen und in der Belegschaft zu spiegeln. Ein Diversity-Beirat soll die Unternehmens-Philosophie, dass Vielfalt als Potenzial und Motor für Kreativität verstanden wird, unterstützen. Sinha: „Von einem professionellen Diversity Management profitieren alle Seiten: die Mitarbeiter ebenso wie das Unternehmen und unser Publikum.“

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