SPD-Tierschutzsprecher: Zustände an bayerischen Schlachthöfen schreien zum Himmel

05. August 2016

Herbert Woerlein richtet Anfrage an die Staatsregierung und verlangt Garantie des Tierschutzes – vorübergehende Schließung von Betrieben gefordert

Der tierschutzpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Herbert Woerlein, fordert die Staatsregierung auf, die Einhaltung des Tierschutzes an bayerischen Schlachthöfen zu garantieren. Hintergrund ist eine 2016 erschienene Dissertation, die alarmierende Zustände in bayerischen Schlachthöfen beschreibt. Demnach kann es immer wieder dazu kommen, dass unzureichend betäubte Tiere bei Bewusstsein aufgeschlitzt oder verbrüht werden. "Das sind massive Verstöße gegen den Tierschutz, die Konsequenzen haben müssen. Die Zustände an bayerischen Schlachthöfen schreien zum Himmel“, erklärt Woerlein. Bei mehr als der Hälfte der besuchten 20 bayerischen Betriebe stellte die Autorin der Dissertation, die Tierärztin Tanya Reymann, gravierende Verstöße fest.

Mit einer Schriftlichen Anfrage zum Tierschutz an Schlachthöfen (PDF, 191 kB) will der Abgeordnete unter anderem klären, seit wann die Staatsregierung über die Tierquälerei an den Schlachthöfen informiert war und was sie bisher unternommen hat, um das Leiden der Schlachttiere zu beenden. Das dem Umweltministerium unterstehende Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hatte die Dissertation in Auftrag gegeben.

Der SPD-Tierschutzsprecher Woerlein will zudem erreichen, dass die baulichen, organisatorischen und technischen Mängel unter staatlicher Aufsicht umgehend beseitigt werden. „Ist dies nicht möglich, sollte ein Betrieb zumindest vorübergehend geschlossen werden“, fordert Woerlein.

Auch die Kontrollen durch die staatlichen Tierärzte sind verbesserungsbedürftig: "Die zahlreichen festgestellten Mängel stellen der staatlichen Aufsicht ein schlechtes Zeugnis aus. Diese muss personell und konzeptionell professioneller aufgestellt werden." Tierschutzpolitiker Woerlein appelliert zudem an die Schlachtbetriebe, das innerbetriebliche Qualitätsmanagement bei Bedarf neu zu strukturieren.

Wie dringend ein besserer Tierschutz ist, zeigen auch folgende Beobachtungen von Reymann:

  • In den Warteställen fehlt die Wasserversorgung.

  • Verletzte Tiere werden nicht sofort geschlachtet, sondern mit den anderen Tieren in den Wartestall gebracht.

  • Auf dem Weg zur Schlachtung werden Elektrotreiber eingesetzt, in einem Fall wurde Tieren in die Seite getreten.

  • Die Betäubungsgeräte sind in einem schlechten technischen Zustand, die Mitarbeiter in der Elektrobetäubung kennen die vorgeschriebene Mindeststromstärke nicht und betäuben mit zu geringer Stromstärke.

  • Entgegen den gesetzlichen Vorgaben konnten einzelne Mitarbeiter keinen Sachkundenachweis vorlegen.

Woerlein sieht nach der Lektüre von Reymanns Dissertation folgende Gründe für die Defizite im Tierschutz an Schlachthöfen, die behoben werden müssen:

  • Die Mitarbeiter sind nicht ausreichend qualifiziert worden und kennen so ihre Pflichten nicht.

  • Gerade bei tierschutzrelevanten Punkten im Betriebsablauf wird Personal eingespart.

  • Die amtlichen Kontrollen reichen bei weitem nicht aus, häufig werden gesetzliche Vorgaben vom Betriebsleiter bewusst übergangen.

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