SPD will seelische Betreuung nach Unfällen und Katastrophen verbessern

25. Oktober 2016

SPD-Fraktionsvize Hans-Ulrich Pfaffmann stellt Gesetzentwurf vor - Rettungsleitstelle soll neben Krankenwagen automatisch auch die psychosoziale Notfallhilfe alarmieren

Die SPD-Landtagsfraktion will die psychosoziale Betreuung von körperlich unversehrten Betroffenen oder Zeugen nach schweren Unfällen, Unwettern und Katastrophen verbessern. Mit einem aktuellen Gesetzentwurf (PDF, 486 kB), der morgen im Plenum des Landtags debattiert wird, soll die sogenannte psychosoziale Notfallversorgung verstetigt sowie deren Finanzierung und Qualität gesichert werden. "Bisher wurde zu wenig beachtet, wie wichtig es ist, nach Unfällen und Attentaten auch für die seelische Gesundheit zu sorgen und langfristigen psychischen Erkrankungen vorzubeugen", sagte SPD-Fraktionsvize Hans-Ulrich Pfaffmann bei der Pressekonferenz heute (25. Oktober) zur Vorstellung des bundesweit ersten derartigen Gesetzentwurfs.

SPD-Fraktionsvize Hans-Ulrich Pfaffmann und Andreas Müller-Cyran
SPD-Fraktionsvize Hans-Ulrich Pfaffmann und Andreas Müller-Cyran
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Andreas Müller-Cyran, Leiter der Notfallseelsorge der Erzdiözese München und Freising, hat die SPD-Landtagsfraktion bei der Erarbeitung des Gesetzentwurfs beraten und will unter anderem erreichen, dass die Rettungsleitstelle automatisch auch die psychosoziale Betreuung alarmiert. "Wir haben ein massives Versorgungsdefizit bei der seelischen Betreuung nach Unfällen und Katastrophen." Aufgabe der Helfer ist es, sich um die Betroffenen zu kümmern, die mit der Situation des plötzlichen Todes fertig werden müssen. Müller-Cyran: "Wir treffen die Menschen in einer Situation, die über sie hereinbricht und sie hilflos sein lässt. Wir unterstützen sie, mit ihren eigenen Möglichkeiten den Schrecken zu überstehen."

Wie wichtig eine gesetzliche Grundlage der psychosozialen Notfallhilfe ist, hätten auch Katastrophen, wie zum Beispiel das Zugunglück bei Bad Aibling gezeigt. Auch bei der Verarbeitung von Terror-Erleben spiele die seelische Hilfe eine wichtige Rolle, stellt der katholische Notfallseelsorger fest: "Wenn die Gesellschaft am Tag nach dem Attentat so funktioniert wie vorher, dann ist das Attentat abgewehrt." Müller-Cyran, der auch Gründer und fachlicher Leiter des bundesweit ersten Kriseninterventionsteams (KIT) beim Arbeiter Samariter Bund (ASB) in München ist, sieht großen Bedarf bei der Aus- und Weiterbildung der überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Hans-Ulrich Pfaffmann will die Krisenintervention als öffentliche Aufgabe etablieren, mit einem Landesbeauftragten, bezahlten 24-Stunden-Einsatzleitern und einer Evaluation der Arbeit. Aufgabenträger sollen die Behörden von Freistaat, Landkreisen und kreisfreien Städten sein.

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