Chancen-Spiegel macht deutlich: Bayern hinkt gewaltig hinterher beim Ausbau von Ganztagsschulen

Chancen-Spiegel macht deutlich: Bayern hinkt gewaltig hinterher beim Ausbau von Ganztagsschulen

01. März 2017

SPD fordert Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz

Nach Bekanntwerden der Bertelsmann-Studie „Chancenspiegel“ stellt der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Martin Güll ernüchtert fest: „Jetzt haben wir es wieder schwarz auf weiß: Bayern ist im Ländervergleich Schlusslicht bei den Ganztagsschulen. Nur 15 Prozent aller Schüler gehen in eine Ganztagsklasse, in Gymnasien und Realschulen nicht einmal zwei Prozent. Die CSU-Staatsregierung schläft weiter den Schlaf des Gerechten“. Seit Monaten fordert die SPD einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz. „Die CSU lehnte vor wenigen Monaten den jüngsten Gesetzentwurf der SPD wieder eiskalt ab mit dem Hinweis, die Ganztagsbetreuung für bayerische Schüler sei bedarfsgerecht und auskömmlich“, ärgert sich Güll.

„Es darf in Bayern keine allgemeinbildende Schule mehr geben ohne Ganztagsangebote“, fordert der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag. Dabei stellt Güll klar, dass niemand in eine Ganztagsklasse gezwungen werden soll. „Aber es darf einfach nicht sein, dass sich Eltern nicht darauf verlassen können, dass nach dem Kindergarten Ganztagsangebote an den Schulen nicht ausreichend zur Verfügung stehen.“

Der aktuelle Chancenspiegel 2017 der Bertelsmann-Stiftung untersucht für den Zeitraum von 2002 bis 2014, wie es in den einzelnen Bundesländern um die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in den deutschen Schulsystemen steht. Demnach seien in Bayern im letzten untersuchten Schuljahr 2014/15 fast 50 Prozent (49,2 %) aller Schulen Ganztagsschulen (Bundeswert: 59,4 Prozent). „Diese Zahl kommt nur deshalb zustande, weil Bayern alle Schulen, die wie Gymnasien eine Mensa oder auch nur eine Betreuungsgruppe haben, schon als Ganztagsschule bezeichnet. Die Wahrheit ist, dass nur ganz wenige öffentliche Grundschulen über ein offenes oder gebundenes und vor allem kostenfreies Ganztagsschulangebot verfügen. Ganz schlecht schaut es bei den Gymnasien und Realschulen in Bayern aus“, stellt der SPD-Bildungsexperte fest.

Außer an den Mittelschulen gebe es in weiterführenden Schulen so gut wie keine gebundenen, d.h. über den Tag rhythmisierte Ganztagsklassen. „Das ist ein unhaltbarer Zustand und kann nur durch einen Rechtsanspruch geändert werden“, wiederholt Güll die Forderung der SPD-Landtagsfraktion.

Bei allen Ausbauplänen sei aber entscheidend, dass auf die Qualität geachtet werde. „Wer mehr will als Betreuung, muss gute Ganztagsschulen machen. Das kostet Geld, bringt aber auch die vielfach geforderten Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen“, fasst Güll die Forderungen zusammen.

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