Amazon statt Tante Emma: SPD-Nahversorgungsexperte warnt vor einer Beschleunigung des Lebensmittelmarktsterbens durch Amazon Fresh

Amazon statt Tante Emma: SPD-Nahversorgungsexperte warnt vor einer Beschleunigung des Lebensmittelmarktsterbens durch Amazon Fresh

22. März 2017

KLaus Adelt: Seit 2003 mussten bereits 2500 Lebensmittelgeschäfte in Bayern schließen

Der Sprecher für kommunale Daseinsvorsorge und Nahversorgungexperte der SPD-Landtagsfraktion Klaus Adelt befürchtet, dass sich das Lebensmittelmarktsterben zukünftig noch beschleunigen wird. Grund sind die jüngsten Bestrebungen des Internetkonzern Amazon, mit dem Lebensmittel-Lieferdienst Amazon Fresh auf dem deutschen Markt Fuß fassen zu wollen (siehe hier). „Wir erleben bereits seit Jahren einen Strukturwandel und Konzentrationsprozess im Lebensmitteleinzelhandel, zu Lasten der Mitarbeiter, Zulieferer und der Versorgungssituation vor Ort. Seit 2003 mussten bereits 2500 Lebensmittelgeschäfte in Bayern schließen und weitere werden folgen. Amazon wird die Situation verschärfen, die Luft wird noch dünner", befürchtet Adelt.

Amazon Fresh werde zunächst in den Großstädten den Konkurrenzdruck erhöhen, was für den einen oder anderen Supermarkt am Eck das Ende bedeuten könnte, erklärt Adelt. "Denn auch wenn die vom amerikanischen Konzern anvisierte Zielgruppe zunächst nicht groß sein sollte, könnten bereits Einbußen von ein paar wenigen Prozentpunkten angesichts der geringen Gewinnmargen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel einzelne Geschäfte ins Minus treiben." Ganze Stadtquartiere ohne Lebensmittelversorgung wären die Folge, denn das Ladensterben sei schon lange kein reines Land-Phänomen mehr, warnt der SPD-Politiker. „Darunter hätte dann vor allem die ältere, weniger internetaffine Bevölkerung zu leiden und zwar nicht nur, weil die Einkaufsmöglichkeit wegfällt, sondern auch ein sozialer Treffpunkt. Amazon ersetzt nicht den Tratsch vor der Tiefkühltheke.“

Glaubt man den Prognosen des Handelsverbandes Bayern, wird bereits 2020 jeder fünfte Euro im Einzelhandel übers Internet umgesetzt werden. Für den SPD-Abgeordneten ist deshalb klar: „Wir erleben einen tiefgreifenden Umbruch im Bereich der Nahversorgung. Den können und wollen wir nicht aufhalten, aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, was das für die wohnortnahe Daseinsvorsorge bedeutet, also für die Bevölkerung, für die Wirtschaft und für die Kommunen. Wir brauchen eine Handlungsstrategie“, fordert Adelt und prognostiziert: „Wenn wir den Wandel nicht politisch aktiv begleiten, wird uns das später auf die Füße fallen.“

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