Rechtsextremismus in Kirchengemeinden: Keine Macht den Verfeindern

Rechtsextremismus in Kirchengemeinden: Keine Macht den Verfeindern

10. Juli 2017

Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse fordert Kirchen zum Diskurs über Rechtsextremismus auf

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat Christinnen und Christen dazu aufgerufen, sich mit dem Thema Rechtsextremismus in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen. Bei einer Veranstaltung des Arbeitskreises Kirche und Politik in der SPD-Landtagsfraktion unter Leitung der kirchenpolitischen Sprecherin Diana Stachowitz und mit dem Rechtsextremismus-Sprecher Florian Ritter im Bayerischen Landtag bedauerte der Berliner Politiker: „Ein breiter Diskurs über Rechtsextremismus in Kirchen findet nicht statt.“

Wie eine Umfrage des Allensbach-Instituts 2016 ergab, sympathisieren etwa 16 Prozent der kirchennahen Protestanten mit der AfD – ein alarmierender Befund. Dass auch Bayern und speziell München hier keine Ausnahmen bilden, machte Stachowitz deutlich. „Wir setzen uns dafür ein, dass Demokratinnen und Demokraten in den Gemeinden im Gespräch bleiben“, sagt die Münchner Abgeordnete vor etwa 70 Gästen aus den christlichen Kirchen.

Thierse bei Kirche und Rechtsextremismus
Diana Stachowitz, Dr. h.c. Wolfgang Thierse und Florian Ritter Download: Foto in hoher Auflösung (Nutzung kostenfrei)

Thierse arbeitete die antidemokratischen Tendenzen der AfD klar hervor: Es gehe ihr nicht darum, Probleme zu lösen, sondern darum, Stimmungen zu schüren. Viele Menschen litten trotz der guten wirtschaftlichen Lage unter Abstiegsängsten und Deutschland sei sozial so gespalten wie nie. Viele hätten das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Schicksal zu verlieren. Es gebe eine Sehnsucht nach einfachen Lösungen und einer starken Autorität. „Das ist die Stunde der Populisten, Vereinfacher und Verfeinder“, führte der SPD-Politiker aus.

Was sollen Kirchengemeinden vor Ort tun? Ängste und Besorgnisse ernst nehmen und sachlich über die Folgen der AfD-Politik informieren und in eine menschenfreundliche Auseinandersetzung gehen. Florian Ritter, warb dafür, dass die verschiedenen gesellschaftlichen Milieus miteinander im Gespräch bleiben. Dies ist auch ein Ziel seines Antragspakets (PDF, 11,51 MB) zur Bekämpfung des Rechtsextremismus, das vergangene Woche im Innenausschuss debattiert wurde. "Wir wollen vor allem ein breites Bündnis möglichst vieler zivilgesellschaftlicher Organisationen, vom Sportverein bis zu den Kirchen, das fremdenfeindlichen und rechtsextremen Strömungen in der Gesellschaft entgegentritt", erklärt Ritter.

Die Kirchensprecherin Stachowitz verweist auch auf die Informationen von Bund und Ländern zum Thema Kirchen und Rechtsextremismus. Nähere Informationen finden Sie hier (PDF, 92 kB).

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