Bertelsmann-Studie: SPD fordert mehr Investitionen in frühkindliche Bildung in Bayern

28. August 2017

Fraktionschef Markus Rinderspacher: "Wir sind noch bei weitem nicht am Ziel angekommen: Ausbau hinkt hinterher, Qualitätsgefälle der Regionen ist alarmierend"

Der SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher fordert angesichts der heute veröffentlichten Bertelsmann-Studie zur Kinderbetreuung mehr Geld für Kitas und Erzieherinnen in Bayern. Stärkere Bemühungen zum Krippenausbau und eine Qualitätsoffensive für die frühkindliche Bildung seien jetzt unerlässlich: "Bildung beginnt bei den Jüngsten. Bildung von Anfang an ist der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit in unserer Gesellschaft!" Die Investitionen in Bayern pro Kind liegen bei 4462 Euro pro Jahr und Kind, im Bundesdurchschnitt sind es 4778.

Noch immer hat der Freistaat einen deutlichen Nachholbedarf bei Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren. Im Bundesländervergleich belegt Bayern hier Rang 14 mit einer Betreuungsquote von 27,2 Prozent, der Bedarf dagegen liegt bei 42,1 Prozent. "Wir sind in Bayern noch bei weitem nicht am Ziel angekommen, immer mehr Eltern wünschen sich einen Ganztagsplatz oder wenigstens einen erweiterten Halbtagsplatz mit Mittagsbetreuung für ihr Kind", erklärt Rinderspacher.

Der SPD-Fraktionschef kritisiert scharf das Betreuungsgeld, an dem die bayerische Staatsregierung nach wie vor festhält und wofür sie knapp eine Milliarde Euro bis 2021 einplant. "Wir können nur jeden Euro einmal ausgeben und dürfen Finanzmittel nicht fehlsteuern. Solange es diese eklatanten Lücken im frühkindlichen Bildungssystem in Bayern gibt, müssen wir auf das Betreuungsgeld verzichten."

Eine gute Kinderbetreuung ist eine Investition in die Zukunft für mehr Chancengleichheit von Kindern und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ist sich Rinderspacher sicher. Zusätzlich fordert er ein Investitionsprogramm "Mehr Zeit für die Jüngsten": Dazu gehört für den SPD-Politiker vor allem ein kindgerechter Personalschlüssel für eine pädagogisch sinnvolle individuelle Betreuung.

Der aktuelle Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann-Stiftung zeigt: In Bayern liegen die Personalschlüssel in den Kitas im Durchschnitt 20 Prozent unter dem notwendigen Betreuungsverhältnis. Bei den unter Dreijährigen empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung einen Personalschlüssel von eins zu drei, während im Freistaat eine Erzieherin durchschnittlich für fast vier Kinder zuständig ist. "Damit liegt Bayern auch hier unter dem westdeutschen Durchschnitt", fasst Rinderspacher zusammen. Eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft ist im Freistaat durchschnittlich für 3,7 ganztags betreute Krippen- oder 8,7 Kindergartenkinder zuständig. Der westdeutsche Durchschnitt liegt bei 3,6 und 8,5. Nach Ansicht der Fachleute wären sogar Betreuungsquoten von 1:3 und 1:7,5 pädagogisch angemessen. Um dies zu erreichen, fehlen in Bayern derzeit 8440 Erzieherinnen in Vollzeit. Die regionalen Unterschiede sind in keinem Bundesland so gravierend wie in Bayern: Während in Rosenheim der durchschnittliche Personalschlüssel in Kitas, also das Verhältnis von Kindern zu Erziehern, bei 2,7 liege, erreiche er im Landkreis Hof alarmierende 5,0.

Gemäß dem Bericht "Kindertagesbetreuung regional 2016" der statistischen Ämter des Bundes und der Länder sind unter den zehn Städten und Landkreisen mit der bundesweit niedrigsten Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren neun in Bayern: Landkreis Regen, Stadt Straubing, Landkreis Neumarkt/Oberpfalz, Stadt Kaufbeuren, Landkreis Unterallgäu, Landkreis Traunstein, Landkreis-Freyung-Grafenau, Stadt Memmingen und der Landkreis Berchtesgadener Land. Die niedrigste Betreuungsquote bundesweit wies 2016 der Landkreis Berchtesgadener Land mit 14,3 Prozent auf.

Kitas

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