SPD-Schulkonferenzen zeigen: „Es herrscht Notstand an den Schulen“

SPD-Schulkonferenzen zeigen: „Es herrscht Notstand an den Schulen“

08. Januar 2018

Unterrichtsausfall und Arbeitsüberlastung als Hauptprobleme der Lehrkräfte und Familien beim Realitätscheck

Die Lage an den bayerischen Schulen ist nach Ansicht der Lehrkräfte und Eltern zum Teil verheerend. „Es herrscht Notstand an den Schulen“, fasst der Vorsitzende des Bildungsausschusses des Bayerischen Landtags, Martin Güll, die derzeitige Situation zusammen. In zehn Bildungskonferenzen hat der SPD-Abgeordnete sich bayernweit die Sorgen und Nöte schildern lassen. Bei einer Pressekonferenz am Montag im Landtag zog Güll eine besorgniserregende Zwischenbilanz seines „Realitätschecks Schule“.

An allen Schularten und in allen Regionen des Freistaats bietet sich nach Auskunft der Betroffenen ein ähnliches Bild:

  1. Die Unterrichtsversorgung ist auf Kante genäht. Die enorme Belastung durch Vertretungsstunden muss gesenkt werden.

  2. Schulleitungen an Grund- und Mittelschulen brauchen eine deutliche Entlastung von der persönlichen Unterrichtsverpflichtung, weil die Aufgaben ständig zunehmen. Gerade der Beratungsbedarf von Eltern und Kollegen ist enorm angestiegen.

  3. Verwaltungsangestellte sind wichtige Mitglieder der Schulfamilie. Auch ihre Aufgaben haben sich völlig verändert. Die Bezahlung und die arbeitsrechtliche Situation sind vollkommen unangemessen.

  4. Fachlehrer und Förderlehrer fehlen, die „angelernten“ Gymnasial- und Realschullehrkräfte stoßen an ihre fachlichen Grenzen – insbesondere im Förderschulbereich und auch im Erstunterricht an den Grundschulen. Befristete Verträge demotivieren.

  5. Der extreme Anstieg der Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf und die Inklusions-Kinder insgesamt machen allen Sorgen, vor allem aber den Grund-, Mittel- und Förderschulen. Alle Beteiligten fühlen sich den Aufgaben fachlich nicht gewachsen und wünschen sich Unterstützung durch Sonderpädagogen, Sozialpädagogen oder Förderlehrkräfte.

  6. Für den Ganztag fehlen qualifizierte Leute, gute Räume und ausreichend Personal. In ländlichen Räumen ist der Ganztag keine pädagogische Frage, sondern eine Frage der Schulbusse.

  7. Digitale Bildung ja, aber bevor neue Technik angeschafft wird, muss klar sein, wer die Geräte wartet, wer die pädagogischen Konzepte dafür ausarbeitet und vor allem: ob bei allen Schülerinnen und Schüler die gleichen Standards gelten. Die Kosten dürfen nicht auf die Eltern abgewälzt werden.

  8. Gerade an den beruflichen Schulen fällt zu viel Unterricht aus. Jede zehnte Stunde ist betroffen.

  9. Das Fahrtenbudget ist viel zu knapp bemessen. Lehrkräfte finanzieren Klassenfahrten aus eigener Tasche mit.

  10. Integration gelingt nur, wenn die Anstrengungen von alle Schulen gestemmt werden und die Lehrkräfte die nötige Unterstützung durch Dolmetscher, Schulpsychologen, etc.) bekommen.

Güll kündigte an, die Schulkonferenzen fortzusetzen: „Wir haben uns bei den Gesprächen vor Ort mit eigenen Forderungen zurückgehalten und einfach mal nur zugehört. Und das werden wir auch bei den noch folgenden weiteren zehn Schulkonferenzen bis zum März tun. Danach werden wir die Vorschläge und Anregungen der Lehrkräfte und Eltern in parlamentarischen Initiativen im Landtag aufgreifen.“ Eines sei aber jetzt schon klar, betont der SPD-Schulexperte: „Bayern braucht endlich einen Schulminister, der sich tatsächlich um die Nöte im Schulalltag kümmert, statt alles immer nur schönzureden.“

Die erste Staffel der Schulkonferenzen hatte folgende Stationen:

• Würzburg: 6. November 2017

  • München: 7. November 2017

  • Bayreuth: 13. November 2017

  • Augsburg/Stadtbergen: 16. November2017

  • Regensburg: 23. November 2017

  • Nürnberg: 27. November 2017

  • Weiden i.d. Opf.: 27. November 2017

  • Landshut: 30. November 2017

  • Schweinfurt: 4.Dezember 2017

  • Mühldorf/Inn: 11.Dezember 2017

Die zweite Staffel findet an folgenden Terminen und Orten statt:

  • 29.01.2018 Coburg; 15.00-17.00 Uhr

  • 05.02.2018 Vilshofen; 15:00-17:00 Uhr

  • 19.02.2018 Marktoberdorf; 15:00-17:00 Uhr

  • 26.02.2018 Kempten; 15:00-17:00 Uhr

  • 05.03.2018 Günzburg; 14:00-16:00 Uhr

  • 06.03.2018 Aschaffenburg; 15:00-17:00 Uhr

  • 07.03.2018 Erlangen; 15:00-17:00 Uhr

  • 08.03.2018 Landsberg; 15:00-17:00 Uhr

  • 15.03.2018 Ingolstadt; 15:00-17:00 Uhr

  • 19.03.2018 Hof; 17:00-19:00 Uhr

Falls Interesse an einer medialen Begleitung besteht, bitte einfach in der Pressestelle der SPD-Landtagsfraktion melden. Detaillierte Einladungen zu den jeweiligen Terminen werden zudem an die lokalen Medien verschickt.

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