Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung steigt

Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung steigt

10. August 2018

Konstruktive Diskussion beim Inklusionsempfang der SPD-Landtagsfraktion - Ilona Deckwerth: "Gelungene Inklusion fängt im Arbeitsleben an"

Seit Monaten lässt sich ein Rückgang der Arbeitslosenquote in Bayern beobachten, es herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Nur eine Gruppe von Menschen profitiert davon nicht: Bei Menschen mit Behinderung steigt die Arbeitslosigkeit sogar. Rund 75% der Menschen ohne Behinderung können ihren Lebensunterhalt durch ihre eigene Erwerbstätigkeit bestreiten, aber nur 35% der Menschen mit Behinderung. Die Armutsgefährdungsquote bei Menschen mit leichter Behinderung beläuft sich auf 16,4 Prozent, bei Menschen mit schwerer Behinderung auf 22 Prozent - das ist überdurchschnittlich hoch.

„Von Chancengleichheit kann hier noch lange nicht die Rede sein!“, stellt die Sprecherin für Menschen mit Behinderung Ilona Deckwerth fest. „Dabei ist eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben Grundvoraussetzung für gelingende Inklusion! Es gibt unzählige Stellschrauben an denen rasch und tatkräftig gedreht werden muss.“

Doris Rauscher spricht beim Fachgespräch, links daneben sitzt Ilona Deckwerth
Doris Rauscher spricht beim Fachgespräch, links daneben sitzt Ilona Deckwerth
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In einem Inklusionsempfang zu dem Deckwerth und die sozialpolitische Sprecherin Doris Rauscher eingeladen hatten, wurden deshalb zwei zentrale Forderungen erarbeitet. Erstens sollte es mehr Aufklärung und Transparenz über die Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung geben, an der Arbeitswelt teilzunehmen. Zweitens sollte es in der Gesellschaft mehr Akzeptanz für Förderstätten und Werkstätten für Menschen mit Behinderung geben. "Solche Einrichtungen müssen gleichberechtigt mit dem ersten Arbeitsmarkt sein", unterstreicht Rauscher. "Keine der beiden sei prinzipiell besser oder schlechter. Entscheident ist nur, individuell das passgenaue Angebot zu finden!"

Bei dem Empfang im Landtag wurde das Thema Inklusion in der Arbeitswelt in verschiedenen Impulsbeiträgen näher beleuchtet: Thomas Bannasch von der LAG Selbsthilfe nahm die Betroffenenperspektive ein und zog Bilanz über die neuen Teilhabegesetze aus Sicht der Menschen mit Behinderung. Johannes Kolb von der Münchner Agentur für Arbeit stellte neue Wege für die Inklusion von Menschen mit Behinderung auf den Arbeitsmarkt vor. Der Geschäftsführer der Allgäuer Werkstätten, Michael Hauke, berichtete der über die wichtige Rolle von Werkstätten und seine aktuellen Erfahrungen aus der Praxis.

Michael Hauke ergänzte das um eine weitere hochaktuelle Sorge der Betroffenen. Diese sei verbunden mit einem klaren Auftrag: Die Politik darf sich nach dem Beschluss des neuen Bundesteilhabegesetzes nicht aus den Entwicklungen rund um das Gesetz zurückziehen - die Weiterentwicklung und Ausgestaltung darf nicht allein auf Verwaltungsebene vonstattengehen.

Die SPD-Landtagsfreaktion hat bereits ein Antragspaket zur Förderung der Inklusion in Bayern ausgearbeitet. „Unsere Forderungen reichen vom Ausbau inklusiver Horte, über das dringend überfällige Wahlrecht für Menschen, die unter Betreuung stehen, bis hin zu verbesserten beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung“, fasst Deckwerth zusammen.

Deckwerth freut sich über das bereichernde Fachgespräch: „Ich bin begeistert, dass Expertinnen und Experten von überall her den Weg heute in den Landtag gefunden haben. Ich denke von diesem Abend hat jede und jeder hier profitiert – wir konnten uns über aktuelle Themen im Inklusionsbereich über alle Professionen hinweg austauschen und neue Kontakte knüpfen. Für mich als Sprecherin für Menschen mit Behinderung und Inklusion ist dieser fachliche Input aus der Praxis unentbehrlich und ich habe nun wieder so einiges auf meiner Liste, das ich in den Landtag einbringen möchte – beispielsweise das Thema Unterstützung von Menschen mit Behinderung in Außenarbeitsplätzen oder die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern auf dem ersten Arbeitsmarkt und Inklusionsbetrieben.“

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