203 Morde in Bayern ungeklärt - Rinderspacher fordert bayerische Cold-Case-Einheiten

203 Morde in Bayern ungeklärt - Rinderspacher fordert bayerische Cold-Case-Einheiten

18. September 2018

SPD-Fraktionschef: "Aufklärung alter Kapitalverbrechen würde so wahrscheinlicher - Strafverfolgung muss so effektiv wie möglich gemacht werden"

Insgesamt 203 Morde bzw. Mordversuche in Bayern konnten in den letzten knapp drei Jahrzehnten nicht durch die Polizeibehörden aufgeklärt werden. Das hat eine parlamentarische Anfrage von SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher ergeben (Drucksache 17/23210). Möglicherweise liegt die Zahl weitaus höher, da Vermisstenfälle nicht in die Statistik eingearbeitet sind.

Rinderspacher schlägt vor, bei allen zehn Polizeipräsidien in Bayern Spezialeinheiten für ungelöste Mordfälle zu schaffen und diese mit neuem Personal auszustatten. "Die Aufklärung alter Kapitalverbrechen wird so wahrscheinlicher", ist Rinderspacher überzeugt, "wir dürfen keine Anstrengungen unterlassen, die Strafverfolgung so effektiv wie möglich zu machen."

Während sich andere Bundesländer wie Hamburg oder Nordrhein-Westfalen bereits auf den Weg gemacht haben, Cold Case Einheiten einzurichten, konnte sich das Bayerische Innenministerium bislang dazu nicht durchringen. Staatssekretär Eck antwortete Rinderspacher, alle Präsidien nähmen eine wiederkehrende Altfallprüfung vor. Eine Arbeitsgruppe der Bayerischen Polizei prüfe aktuell die Einrichtung einer zentralen Dienststelle zur Beratung aller bayerischen Sonderkommissionen.

Doch das geht Rinderspacher nicht weit genug. "Dass ungeklärte Mordfälle immer wieder mal sporadisch durchforstet werden, wird den Nöten der Hinterbliebenen nicht gerecht und ist ein falscher Ansatz", erklärt Rinderspacher. "Viele Angehörige von Langzeitvermissten oder Getöteten warten auf ein Zeichen der Ermittler, dass sie die Ermittlungen mit modernsten wissenschaftlichen Methoden neu aufgreifen und fortsetzen." Ohne entsprechende Sondereinheiten seien zielführende Ermittlungen kaum möglich. "Durch die erhebliche Arbeitsbelastung im Alltag ist es der bayerischen Polizei fast unmöglich, sich um die Altfälle zu kümmern. Die Ermittler müssen sich in die Akten einlesen, die vorhandenen Asservate und Spuren bewerten, neue Untersuchungen initiieren – und dann kommt schon der nächste neue Fall."

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