EU-Supercomputer kommt nicht nach Bayern

EU-Supercomputer kommt nicht nach Bayern

03. März 2019

Europapolitischer Sprecher Markus Rinderspacher: Künstliche Intelligenz und Supercomputing dürfen nicht nur in Sonntagsreden vorkommen - vertane Riesenchance

Der europäische Supercomputer wird nicht in Bayern seinen Standort finden. Das teilte die Staatsregierung auf Anfrage des europapolitischen Sprechers der SPD-Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher, mit.

Wissenschaftsminister Bernd Sibler antwortete dem SPD-Abgeordneten und Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags, eine bayerische Standortbewerbung komme nicht in Betracht. Als Grund führt er die daraus resultierenden "Finanzierungs- und Leistungsverpflichtungen" an. Auch beabsichtige Bundesbildungsministerin Anja Karliczek keine konkrete Projektbeteiligung.

Markus Rinderspacher spricht von einer "vertanen Riesenchance für Bayern, den Freistaat zu einem Weltstandort im Bereich Supercomputing auszubauen.“ Bayern biete die notwendigen Kompetenzen und Ressourcen, den Wettbewerb mit China und Amerika in diesem Bereich aufzunehmen. "Künstliche Intelligenz und Supercomputing in Weiß-Blau dürfen nicht nur in Sonntagsreden vorkommen, sondern müssen gerade dann entschlossen vorangetrieben werden, wenn sich die Chance auf eine europäische Finanzierungskooperation auftut."

In seiner Regierungserklärung vom Dezember 2018 hatte Ministerpräsident Söder noch angekündigt, in den kommenden Jahren Supercomputing zu den strategischen Schwerpunkten der Staatsregierung zu machen. Ziel sei ein bayerischer Quantencomputer an der Weltspitze. "Der Ministerpräsident hat es bislang an Realisierungskonzepten und Fahrplänen für seine ehrgeizigen Ziele vermissen lassen", so Rinderspacher, "die angekündigte Schwerpunktbildung lässt auf sich warten."

Aktuell geht es um die Standortausschreibung für die ersten beiden EU-Supercomputer des Europäischen Gemeinsamen Unternehmens für Hochleistungsrechnen (EuroHPC), das 2018 von 25 europäischen Ländern gegründet wurde. Die EU und die teilnehmenden Nationalstaaten, unter ihnen Deutschland, stellen für das Projekt knapp eine Milliarde Euro zur Verfügung. Derzeit nutzt die EU-Industrie mehr als 33 Prozent der weltweiten Rechenleistung von Supercomputern, bietet aber nur fünf Prozent davon an.

Die zwei ausgeschriebenen Hochleistungsrechner sollen zu den fünf besten der Welt gehören. Sie sollen bis Ende 2020 mit nationalen Hochleistungsrechnern vernetzt und öffentlichen wie privaten Nutzern in Europa zugänglich gemacht werden.

Bei den High-Performance-Computern geht es um aufwändige Hochleistungsrechner, die eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde bewerkstelligen. Solche Supercomputer werden u.a. beim Datenaustausch von Verkehrsleitsystemen, in den Forschungsfeldern zur Vorhersage von Naturkatastrophen, zur Anlagenkonzeption von erneuerbaren Energien oder zur Entwicklung hochkomplexer Verschlüsselungstechnologien im Bereich der Cybersicherheit benötigt.

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