Jahresbericht des Landesamts für Gesundheit: Bei PFOA-Belastung in Altötting jahrelang schwere Versäumnisse beim Schutz der Bevölkerung

Jahresbericht des Landesamts für Gesundheit: Bei PFOA-Belastung in Altötting jahrelang schwere Versäumnisse beim Schutz der Bevölkerung

27. Juni 2019

Umweltexperte Florian von Brunn: Wesentliche Details werden verschwiegen und Behördenversagen verschleiert - Rechtzeitiges Reagieren von Staatsregierung und zuständigen Behörden hätte die Menschen in Altötting vor kritischen Blutwerten bewahrt

Angesichts der heutigen Vorstellung des Jahresberichts des LGL (Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit) kritisiert der SPD-Umweltexperte Florian von Brunn fehlende Transparenz und schwere Behördenversäumnisse im Zusammenhang mit der PFOA-Verseuchung im Landkreis Altötting scharf. "In dem aktuellen LGL-Bericht werden wieder wesentliche Details der Vorgeschichte verschwiegen und gravierendes Behördenversagen verschleiert", betont der Umweltexperte. "Offenbar sind Staatsregierung, LGL und zuständige Behörden immer noch nicht bereit, den betroffenen Menschen reinen Wein einzuschenken und die Verantwortung zu übernehmen. Man hätte beim Trinkwasserschutz bereits ab 2006 viel mehr tun müssen. Wenn die zuständigen Behörden früh genug reagiert hätte, wäre zahlreichen betroffenen Menschen im Landkreis Altötting eine kritische PFOA-Belastung im Blut erspart geblieben."

Das Mindeste wäre offene Kommunikation und eine rechtzeitige Warnung der Betroffenen gewesen, so von Brunn. "Dann hätten die Menschen, vor allem auch Risikogruppen wie zum Beispiel Stillende oder Familien mit Kindern, zumindest die Möglichkeit gehabt, auf Wasser aus dem Handel umsteigen zu können." Besser noch wäre es gewesen, schon ab 2006 alle möglichen Maßnahmen zur Minimierung von PFOA und anderen PFCs zu ergreifen, so wie das in Nordrhein-Westfalen geschehen ist, und wie es auch rechtlich vorgesehen ist, betont der SPD-Abgeordnete. Bereits 2006 hat die Trinkwasserkommission der Bundesrepublik Deutschland darauf hingewiesen, dass nicht nur der damals gültige PFOA-Richtwert von 0,3 Mikrogramm/l einzuhalten ist, sondern sie hat die Einhaltung eines gesundheitlichen Orientierungswerts von 0,1 Mikrogramm/l empfohlen - seit 2016 der neue Leitwert.

Obendrein beschränke sich das LGL in seiner Aufarbeitung nur auf PFOA. "Die Belastung zum Beispiel von Fischen im Landkreis Altötting mit Schadstoffen wie PFDA, PCB-Dioxine und anderen Chemikalien wird nicht einmal erwähnt. Das lässt befürchten, dass hier bei weitem nicht genug unternommen wird! Offenbar zählen nach wie vor wirtschaftliche Interesseren für Staatsregierung, LGL und andere bayerische Behörden mehr als transparente Information und der vorsorgende Gesundheitsschutz für die Bevölkerung."

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