Corona: Sommersemester an bayerischen Universitäten soll als Null-Semester durchgeführt werden

30. März 2020

SPD-Wissenschaftspolitiker Christian Flisek fordert Fairness für Studierende und schreibt Brief an Wissenschaftsminister Sibler

Der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christian Flisek warnt in einem Brief (siehe hier) an den bayerischen Wissenschaftsminister Sibler davor, das Sommersemester an den Hochschulen und Universitäten wie geplant durchzuführen. „Auch der Wissenschafts- und Hochschulbereich ist von der Corona-Krise stark betroffen. An den Hochschulen für angewandte Wissenschaften, den Technischen Hochschulen sowie den Musik- und Kunsthochschulen musste der Start des Sommersemesters bereits auf den 20. April verschoben werden. Die Auswirkungen auf den Lehr- und Prüfungsbetrieb werden aufgrund der stark verkürzten Semesterlänge erheblich sein. Zum derzeitigen Zeitpunkt kann dabei noch keine ernsthafte Aussage darüber getroffen werden, ob das Semester an den Hochschulen und Universitäten tatsächlich zum angestrebten Termin Mitte April starten kann“, schreibt Flisek.

Der SPD-Politiker unterstützt damit einen offenen Brief, der in den letzten Tagen von unzähligen Professorinnen und Professoren und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Fachrichtungen aus ganz Deutschland unterzeichnet worden ist. Darin fordern die Initiatorinnen und Initiatoren, dass das Sommersemester 2020 als sogenanntes Nicht-Semester bzw. Nullsemester durchgeführt wird. „Ich halte das in erster Linie für eine Frage der Fairness gegenüber den Studierenden und der Chancengerechtigkeit“, erklärt Flisek. „Die technischen Möglichkeiten, einen ausschließlich digitalen Lehr- und Prüfungsbetrieb anzubieten, sind nicht an allen Hochschulen und Universitäten in gleicher Qualität vorhanden. Es ist kaum vorstellbar, dass alle Veranstaltungen in allen Studiengängen einfach in digitaler Form ohne nennenswerte Einbußen durchgeführt werden können. Auch haben nicht alle Studierenden dieselbe technische Ausstattung und digitalen Kompetenzen", gibt Flisek zu bedenken.

Überdies seien derzeit noch sämtliche universitären Einrichtungen, insbesondere auch die Bibliotheken geschlossen, was die Vorbereitung der neuen Lehrangebote für das Lehrpersonal besonders erschwere. Nicht zuletzt müsse auch die soziale Lage der Studierenden in diese Entscheidung einbezogen werden. Viele von ihnen seien von der Corona-Krise sicherlich auch persönlich betroffen. „Gerade erwerbstätige Studierende, Studierende und Lehrende mit Verpflichtungen gegenüber Kindern oder zu pflegenden Angehörigen sowie ausländische Studierende mit Visums- und Aufenthaltsauflagen in den Hochschulen werden unter den erschwerten Bedingungen besonders zu leiden haben“, ist Flisek besorgt.

Das Sommersemester soll jedoch nicht komplett ausfallen. „Ich halte es für sehr sinnvoll, überall da, wo es möglich ist, Lehr- und Prüfungsveranstaltungen digital anzubieten. An vielen Hochschulen und Universitäten gibt es bereits digitale Lernangebote und an vielen Lehreinrichtungen wird gerade mit Hochdruck daran gearbeitet, neue Lernformate zu erstellen. Es wäre schade und widersinnig, diese Formate nicht zu nutzen. Aber dort, wo es diese Angebote noch nicht in dieser Form gibt, darf es nicht zu Nachteilen für die Studierenden kommen. Eine reguläre Durchführung des Sommersemesters kann ich daher nicht befürworten“, stellt der Abgeordnete klar.

Dies bedeute insbesondere, dass das diesjährige Sommersemester nicht auf die Regelstudienzeit und Maximalstudiendauer angerechnet werden dürfe und die BAföG-Zahlungen aufrechterhalten werden müssten. Flisek fordert in diesem Zusammenhang die Staatsregierung auf, den Hochschulen und Universitäten mehr Mittel für den digitalen Wandel zur Verfügung zu stellen. „Diese Krise zeigt, wie dringend wir ein umfassendes digitales Studienangebot bayerweit an allen Hochschulen brauchen. Wir müssen den finanziellen Mitteleinsatz dafür deshalb deutlich erhöhen, um den Wissenschaftsstandort Bayern digital fit zu machen.“

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