Gesundheitspolitische Sprecherin Waldmann: Effizientere Kontaktnachverfolgung - Mehr Geld und Personal für Gesundheitsämter - Kapazitäten in Kliniken auf Intensivmedizin konzentrieren
Die gesundheitspolitische Sprecherin Ruth Waldmann fordert, die medizinische Versorgung in Bayern besser auf die Erfordernisse der Corona-Pandemie auszurichten. "Wenn die Begründung für den Lockdown die Überlastung der Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung der Kontakte und die drohenden Engpässe in der Intensivmedizin ist, dann müssen wir hier gezielt umsteuern", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses heute (30.10.) im Bayerischen Landtag in der Aussprache zu den Dringlichkeitsanträgen zur Achten Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung.
Die SPD fordert in ihrem Dringlichkeitsantrag, die Teststrategie effizienter zu gestalten. Dazu gehört nach Ansicht der SPD die Möglichkeit einer „gepoolten“, also gebündelten Auswertung der Tests. Waldmann spricht sich zudem bei der Kontaktnachverfolgung für das sogenannte "Japanische Modell" aus, bei dem nicht jedem einzelnen Kontakt nachtelefoniert wird, sondern geschaut wird, wann und wo sich eine infizierte Person in Gruppen aufgehalten hat. Deren Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden vorsorglich für fünf Tage in Quarantäne geschickt und dann getestet. „Das ist viel effizienter und kann von den Gesundheitsämtern besser bewältigt werden. Außerdem ist es epidemologisch sinnvoll, denn dadurch kann man Superspreader-Events verhindern“, erklärt die Münchner Abgeordnete. Die bayerischen Gesundheitsämter müssten auf jeden Fall für ihre zusätzlichen Leistungen finanziell und personell aufgestockt werden. "Und für mich ist ganz klar: Der Freistaat muss hier den Kommunen die zusätzlichen Kosten erstatten!"
Der Personalmangel in den Kliniken spitzt sich zu: gerade hat die Vereinigung der Pflegenden in Bayern Alarm geschlagen, auch der Präsident der Intensivmediziner warnt. Hier dringt Waldmann darauf, die personellen Kapazitäten auf die Intensivmedizin zu konzentrieren und gegebenenfalls nicht dringend notwendige (elektive) Eingriffe zurückzustellen. "Das können die Krankenhäuser aber nur leisten und bereitstellen, wenn ihnen die dadurch entstehenden finanziellen Belastungen erstattet werden. Darauf müssen sie sich verlassen können und hier muss Bayern notfalls einspringen", so die SPD-Gesundheitssprecherin.
Waldmann zeigte sich bestürzt darüber, dass die aktuellen Maßnahmen in Bayern nicht besser vorbereitet wurden. „Seit dem Frühjahr ist die Rede von der zweiten Pandemiewelle im Herbst und einem möglichen zweiten Lockdown. Es war viel Zeit, um auszuwerten, was gut funktioniert hat und was weniger gut. Wir haben bei einigen Maßnahmen gesehen, dass sie sich als gar nicht notwendig und nicht wirksam herausgestellt haben. Das konnte man beim ersten Mal vielleicht nicht immer vorher wissen, aber jetzt weiß man es. Es ist daher eine zusätzliche Zumutung, dass man jetzt wieder ein allgemeines Herunterfahren machen muss ohne Unterschied, was es im Einzelnen wirklich braucht. Wenn nun gesagt wird, da können wir jetzt keine Rücksicht nehmen, wir müssen schnell machen, dann fehlt mir das Verständnis, warum man nicht einen differenzierten Maßnahmenkatalog für diese Situation vorbereitet hat. Damit hätte man vielen Betroffenen zum Beispiel in der Gastronomie, im Kulturbereich oder beim Sport Einschränkungen ersparen können!“, meint die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses und mahnt, dass die Zeit des Lockdowns jetzt dafür genutzt werden muss, um die Hausaufgaben zu machen.