Gesundheitspolitische Sprecherin Ruth Waldmann: Leidtragende sind Apotheken, Ärzteschaft und vor allem Patientinnen und Patienten
Angesichts des Chaos um die Grippeimpfungen in Bayern kritisiert die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Ruth Waldmann die Staatsregierung scharf. „Mit dem Kauf von über einer halben Million Grippedosen wurde der Markt leergefegt und viele notwendige Impfungen sind bislang deshalb unterblieben, weil das Mittel nicht mehr zu bekommen war. Das kann besonders für Risikopatientinnen und -patienten gefährlich sein. Wer soll das nun verantworten, wenn jemand vielleicht schwer erkrankt, weil er nicht geimpft werden konnte? Es gab keinen vernünftigen Grund, die Reserve zurückzuhalten, denn es wäre ja viel sinnvoller gewesen, die Menschen frühzeitig zu impfen. Nun sind auch noch die Arztpraxen überlastet. Wie konnte denn das Gesundheitsministerium überall öffentlich für die Grippeimpfung werben und gleichzeitig den Impfstoff zurückhalten?“
Dass der jetzt an die niedergelassen Ärztinnen, Ärzte und Kliniken abgegeben wird, habe nichts mit einer Impfstrategie zu tun, sondern allein damit, dass die Haltbarkeit der im Sommer massenhaft beschafften Dosen abläuft, so die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Pflege im Bayerischen Landtag. Eine echte Strategie hätte man schließlich mit denjenigen ausarbeiten müssen, die sie umsetzen sollen: mit der Ärzteschaft und vor allem auch mit den Apotheken. „In Sonntagsreden wird von CSU und Staatsregierung gerne das Lob der Apotheken vor Ort gesungen, aber wenn es darauf ankommt, werden sie links liegen gelassen“. Anstatt sie einzubeziehen, werde nun an ihnen vorbei der Impfstoff ausgeliefert, so die Münchner Abgeordnete: „Damit macht man die Versorgungsstruktur erst recht kaputt, nachdem man ihnen die Ware schon weggekauft hat. Wir brauchen aber leistungsfähige Apotheken im ganzen Land!“
Ungeklärt sei zudem offenbar die Frage, ob die Grippeimpfungen nun kostenlos abgegeben werden oder ob sie an die Arztpraxen und Kliniken verkauft werden. Waldmann meint: „Beides ist problematisch: Wenn 550.000 Impfdosen plötzlich gratis da sind, bricht der Versorgungsmarkt ein. Aber auch wenn der Freistaat nun als Großhändler auftritt, werden die Apotheken kaum mithalten können. Auch für die Bürgerinnen und Bürger bringt die zurückgehaltene Reserve nichts, denn der Impfstoff ist dadurch ja nicht mehr geworden, sondern nur schlechter verfügbar!“ Das offenbar völlig planlose Vorgehen rund um die Grippeimpfung lasse Böses ahnen, was die Organisation der hoffentlich in den nächsten Monaten möglichen Corona-Impfungen betrifft.