SPD kritisiert Chaos und mangelnde Vorbereitung bei der Corona-Impfung

04. Januar 2021

Gesundheitssprecherin Ruth Waldmann: Staatsregierung hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht: Zweiten Impftermin sicherstellen – Impfgespräch durch Fragebogen und Infoblatt ersetzen

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Ruth Waldmann hat das bisherige Vorgehen der Bayerischen Staatsregierung bezüglich der Impfung gegen Covid-19 scharf kritisiert. "Obwohl wir alle seit Monaten sehnlich auf die Impfstoffe warten, ist die Organisation und Durchführung der Corona-Impfung im Freistaat schlecht vorbereitet. Es fehlt an wichtigen Informationen für die Bevölkerung sowie an und konkreten Handlungsanweisungen für die Ärztinnen und Ärzte. Die gesamte Organisation muss doch längst stehen, wenn die Mittel endlich eintreffen!“

Waldmann weist insbesondere darauf hin, dass die Impfung ihre vollständige Wirkung erst mit einer zweiten Auffrischimpfung möglichst genau drei Wochen nach der ersten Impfung entfalten kann. "Dieser sehr wichtige Aspekt der Corona-Impfung wird vom Bayerischen Gesundheitsministerium kaum thematisiert. Dabei müssen die Leute wissen: Es ist mit schneller Erstimpfung nicht getan, ohne die zweite Dosis entsteht kein wirksamer Impfschutz.“

Hier gebe es eine ganze Reihe von Fragen, die noch völlig offen sind, kritisiert Waldmann. Es müsse sichergestellt werden, dass genügend Impfdosen der verschiedenen Präparate zurückgehalten werden, um die Auffrischimpfungen zur rechten Zeit durchführen zu können. Auch sei es problematisch, dass es in Bayern statt einer einheitlichen Impfstrategie einen bunten Flickenteppich bei den verschiedenen Landrats- und Gesundheitsämtern gibt.

Die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses schlägt vor, wie bei einer Bundestagswahl Einladungen und Anschreiben mit festem Termin und Ort für die erste und zweite Impfung zu verschicken. "Den Menschen muss klar gemacht werden, wie wichtig diese zweite Impfung ist und sie brauchen eine konkrete Handlungsanweisung. Von anderen Impfungen wissen wir, dass hier manchmal geschludert wird, dem müssen wir dringend entgegenwirken!"

Als zweiten wichtigen Punkt fordert Waldmann, das obligatorische Impfgespräch weitgehend durch ein entsprechendes Informationsblatt und einen Fragebogen zu ersetzen: "Auf die Anamnese kann nicht völlig verzichtet werden, unter anderem um beispielsweise bestehende Erkrankungen auszuschließen. Allerdings kosten diese persönlichen Gespräche viel Zeit, die wir in der Corona-Pandemie nicht haben. Ich rate daher dringend, einen Teil des sonst üblichen Impfgespräches in schriftlicher Form vorab abzudecken. Nur so können wir möglichst viele Menschen in kurzer Zeit impfen."

Waldmann rechnet in diesem Zusammenhang beispielhaft am Landkreis Starnberg vor: „Von den Impfzentren in Starnberg sollen an sieben Tagen in der Woche jeweils 250 Impfungen vorgenommen werden. Alle 140.000 Einwohner im Landkreis zu impfen würde eineinhalb Jahre dauern, und dabei sprechen wir nur von der ersten Impfung! Bayern will nach eigenen Angaben 40.000 Menschen am Tag impfen, das dauert viel zu lang – auch wenn endlich genügend Impfstoff da ist.“

Waldmann fasst zusammen: „Söder und sein Gesundheitsministerium haben die Zeit nicht genutzt, um ihre Hausaufgaben zu machen. Stattdessen wurde öffentlichkeitswirksam fast jede Impfdose einzeln begrüßt. Das alles hätte man schon vor Monaten und vor der Ankunft der Impfstoffe vorbereiten müssen!"

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