SPD-Tourismussprecherin: Staatsregierung hat es versäumt, die Branche mit eigenen Programmen zu stabilisieren
50 Prozent weniger Gäste, 41 Prozent weniger Übernachtungen: Die heute (10. Februar) veröffentlichte Bilanz für das bayerische Tourismusjahr 2020 belegt die dramatische Lage der Branche im Freistaat. „Der bayerische Tourismus befindet sich seit fast einem Jahr in einer absoluten Ausnahmesituation“, sagt Martina Fehlner, tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. „Es steht zu befürchten, dass in den kommenden Monaten eine Pleitewelle über unser Land rollt.“
Gerade vielen kleineren Betrieben gehe angesichts des immer wieder verlängerten Corona-Lockdowns die Luft aus. „Dabei sind es doch gerade die traditionellen Wirtshäuser, die familiären Pensionen und die mit Herzblut geführten Hotels, die das Gesicht des bayerischen Tourismus prägen“, so Fehlner. Die SPD-Landtagsfraktion fordert daher mehr Engagement der Staatsregierung, um den touristischen Akteuren in Nöten zu helfen, die Corona-Krise zu überstehen.
„Das Urlaubsland Bayern ist einzigartig, seine Tourismuswirtschaft ist es auch“, stellt Fehlner fest. Es sei unverständlich, warum sich die Staatsregierung in der Corona-Krise nicht stärker für eine Branche einsetze, die zu den wichtigsten in Bayern gehöre. Besonders bedauerlich sei, dass die Staatsregierung versäumt hat, die Branche mit eigenen Programmen zu stabilisieren, die die Bundesprogramme ergänzen. „In Oberfranken leiden die Brauereigasthöfe, in Oberbayern die Ferienbauernhöfe, die ebenfalls bei den Hilfen durchs Raster fallen, und im Allgäu sind die Hüttenwirte in Not – längst überfällig sind ergänzende und vor allem langfristige Hilfen, die speziell auf die Bedürfnisse der hiesigen Wirtschaft zugeschnitten sind“, so die Tourismusexpertin.
Die SPD-Landtagsfraktion begrüßt es, dass der bayerische Wirtschaftsminister nun konkrete Termine für eine mögliche Öffnung des Tourismus genannt hat. Wichtig sei aber vor allem, dass die ins Spiel gebrachten Öffnungsperspektiven verlässlich sind. Ein ständiges Hin- und Her verkrafte der Tourismus nicht. Fehlner: „Die Betriebe brauchen einen wirklich verbindlichen Planungsrahmen, auf den sie sich verlassen können. Außerdem muss ihnen genügend Vorlauf gegeben werden, um wieder hochzufahren. Und schließlich müssen auch Reisende planen können, wann der nächste Urlaub möglich ist“, so Fehlner.
Fehlner fordert die Staatsregierung auf, den Tourismus in den kommenden Monaten verstärkt in den Fokus der bayerischen Politik zu rücken. Es sei zu erwarten, dass Reisende auch in der kommenden Saison auf Urlaub im eigenen Land setzen. Daraus ergeben sich auch Chancen für den bayerischen Tourismus, die es zu nutzen gilt. Fehlner: „Das Reiseverhalten der Menschen hat sich durch Corona verändert: Heimaturlaub liegt im Trend, naturnahe Reisen stehen hoch im Kurs. Für Bayern ist das eine vielleicht einmalige Gelegenheit, neue Zielgruppen zu gewinnen – und fürs Wiederkommen zu überzeugen.“
„Jetzt sind starke Marketingkampagnen für die Destination Bayern gefordert“, sagt Fehlner. Dabei sollten auch ganz gezielt Regionen beworben werden, die bislang weniger stark von der positiven Tourismusentwicklung der vergangenen Jahre profitiert haben. „Bayern ist überall wunderschön“, so Fehlner. „Auch angesichts der Overtourismus-Debatte sollten wir daran arbeiten, dass sich Urlauber künftig besser auf alle Regionen verteilen. Dann profitieren alle davon.“ Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag fordert weiterhin eine Tourismuspolitik, die konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, einen massiven Digitalisierungsschub und die Stärkung bezahlbaren Reisens in Bayern.