Bildungsexpertinnen Wild und Strohmayr: Schulen können nicht einfach zum Status quo zurückkehren - Verschärfte Bildungsungerechtigkeiten der letzten Monate dürfen keinen Einfluss auf die Versetzung haben
Im Rahmen einer Pressekonferenz haben die bildungspolitischen Sprecherinnen der BayernSPD-Landtagsfraktion Margit Wild und Dr. Simone Strohmayr individuelle Leistungsstanderhebung und Förderung für jeden Schüler und jede Schülerin gefordert. Anlass ist, dass ab Montag in vielen Schulen, je nach Inzidenzwertes der Stadt oder des Landkreises, erstmals wieder Präsenzunterricht stattfindet. Strohmayr: "Die Schülerinnen und Schüler waren zum großen Teil vor Weihnachten das letzte Mal in den Schulen. Wer daheim keine umfassende Unterstützung der Eltern hatte, hat vermutlich wichtige Lerninhalte verpasst. Die Schulen können jetzt nicht einfach zum Status quo übergehen." Die SPD fordert daher, bei jeder Schülerin und jedem Schüler genau überprüfen zu lassen, wo etwaige Wissenslücken sind - und sie dann durch individuelle Fördermaßnahmen zu schließen. "Es darf nicht sein, dass hier Schülerinnen und Schüler die Versetzung nicht schaffen, weil sie zuhause Nachteile gegenüber ihren Klassenkameradinnen und Klassenkameraden hatten!" Entsprechend müssten auch die Leistungserhebungen, also Tests und Klausuren, angepasst werden.
Wild, die wie Strohmayr auch stellvertretende Vorsitzende ihrer Fraktion ist, fordert weniger Druck und mehr individuelle Lernzeit für die Schülerinnen und Schüler. "Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass Schülerinnen und Schüler ein freiwilliges Flexi-Jahr einlegen. Das ist kein Sitzenbleiben, sondern hier werden gezielt nur die Lücken behoben, die zu groß sind, um sie mit einem schnellen Förderprogramm zu flicken."
Außerdem brauche es Lernmittelfreiheit für Schülerinnen und Schüler, die auch digitale Endgeräte und Apps einschließe. Wild: "In den letzten Wochen und Monaten gab es wohl in vielen Familien Streit um den Familienlaptop, den alle gleichzeitig benutzen mussten. Das kann es nicht sein. Auch die Lehrerinnen und Lehrer brauchen endlich Dienst-Tablets oder Laptops. Das hier weiter vorausgesetzt wird, dass sie ihre eigenen privaten Geräte für den Unterricht benutzen, ist eine Frechheit."