Sozialpolitische Sprecherin Doris Rauscher: Soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen sichern mit mehr Personal, Weiterbildung und einer Digitalisierungsoffensive
Anlässlich der Beratungen des Sozialausschusses im Bayerischen Landtag diese Woche, fordert die SPD-Landtagsfraktion von der Staatsregierung, endlich ein umfassendes Konzept zur Fachkräftegewinnung in der Kinder- und Jugendhilfe vorzulegen. Wichtig sei es, Quereinstiege zu erleichtern, Weiter- sowie Ausbildungsmöglichkeiten auszuweiten und all das besser zu finanzieren. "Um den Bereich nachhaltig zu stärken, muss der Fokus künftig auf der Gewinnung von Fachkräften liegen. Vereinzelte Strategien reichen dafür nicht mehr aus. Wir müssen die Fachkräftegewinnung neu ausrichten, die Kinder- und Jugendhilfe als Arbeitsfeld der Zukunft verstärkt in die gesellschaftliche Wahrnehmung rücken und dringend die Verbesserung der Arbeitsbedingungen angehen!", so Doris Rauscher, Vorsitzende des Sozialausschusses im Bayerischen Landtag. Ein entsprechendes Antragspaket legte die SPD-Landtagsfraktion am 24.02. im Sozialausschuss vor.
Bereits am 25. Oktober 2021 fand auf Antrag der SPD eine Anhörung im Sozialausschuss zur Situation der Kinder und Jugendhilfe statt, bei der die personellen Engpässe deutlich wurden: Mittlerweile fehlt gut ausgebildetes Personal in allen Bereichen. Betroffen ist insbesondere der Kita-Bereich, aber auch bei Hilfen zur Erziehung sowie Kinder- und Jugendarbeit und im Allgemeinen Sozialen Dienst mangelt es an qualifiziertem Personal. Mit dem geplanten Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen sowie im Zuge der SGB-VIII-Reform wird sich diese Situation zusätzlich verschärfen. Schätzungen gehen davon aus, dass allein im Kita-Bereich in Bayern in den nächsten drei Jahren fast 20.000 Fachkräfte fehlen werden.
Großen Handlungsbedarf sieht Rauscher auch bei der Digitalisierung. "Während der Alltag von Kindern und Jugendlichen längst digital geprägt ist, hinken Angebote und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe hier weit hinterher. Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie haben Expertinnen und Experten auf die Dringlichkeit einer Digitalisierungsoffensive für die Kinder- und Jugendhilfe hingewiesen und vor den Gefahren einer sozialen Spaltung und unzureichender Teilhabe gewarnt. In den vergangenen Monaten hat sich diese Entwicklung nochmals dramatisch verschärft – junge Menschen hatten häufig keinen Zugang zum Internet, sei es aufgrund eines fehlenden Zugangs im Wohnheim, einer Überlastung des Netzes oder aufgrund eines fehlenden oder mangelhaften Endgeräts. Die Folge war, dass sie nicht oder nur mangelhaft am digitalen Unterricht teilnehmen konnten, auch im Kontakt mit Familie und Freunden waren sie häufig abgehängt, das ist unvorstellbar!", so Rauscher.
Die SPD fordert daher, in die technische Infrastruktur und Ausstattung zu investieren sowie Angebote und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe im digitalen Raum auszuweiten. Hier könnten auch Modellprojekte gefördert werden, um innovative, barrierefreie und digitale Formate zu entwickeln und auszutesten. Die SPD schlägt außerdem vor, im Zuge einer Reform der Kinder- und Jugendhilfe in Bayern, bereits jetzt Modellprojekte mit Verfahrenslotsen zu installieren. Sie könnten eine Doppelfunktion übernehmen: Sie sollen junge Menschen und ihre Familien bei den Leistungen der Eingliederungshilfe durch das Verfahren "lotsen" und bei der Transformation von Eingliederungshilfe und der Jugendhilfe unterstützen.
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