SPD im Sozialausschuss: Ehemalige "Verschickungskinder" bekommen feste Anlauf- und Beratungsstelle

01. April 2022

Sozialpolitische Sprecherin Doris Rauscher: Verhinderungstaktik von CSU und Freien Wählern ging viel zu lange auf Kosten traumatisierter Menschen

Die Hartnäckigkeit der Vorsitzenden des Sozialausschusses Doris Rauscher (SPD) hat sich ausgezahlt: In der gestrigen (31.3.) Sitzung des Sozialausschusses wurde die Fortführung der Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder beschlossen, an die sich zukünftig auch ehemalige Verschickungskinder wenden können. Bereits 2020 forderte Rauscher, Betroffene bei ihrer Aufarbeitung zu unterstützen. Auch im Beirat ehemaliger Heimkinder setzte sie sich bereits für eine Öffnung der Anlaufstelle ein.

Fassungslos zeigt sich Rauscher aber über die Verzögerungs- und Ablenkungstaktik von CSU und Freien Wählern in der Frage der Unterstützung von Verschickungskindern. Die SPD fordert gestern in einem eigenen Antrag die weitere Finanzierung der Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder mit einer Öffnung der Anlaufstelle für ehemalige Verschickungskinder sowie Menschen, die ähnlich traumatische Erfahrungen in anderen staatlichen Einrichtungen gemacht haben. Rauscher: "Insbesondere Letzterem wollten CSU und Freie Wähler leider nicht zustimmen." Die SPD-Fraktion fordert von der orange-schwarzen Koalition, bei diesem ernsten Thema mit der SPD an einem Strang zu ziehen. "Die Haarspalterei in der politischen Debatte ist dem Thema unwürdig und geht auf Kosten der ehemaligen Verschickungskinder sowie anderer Traumatisierter", mahnt Rauscher.

Verschickungskinder sind Kinder, die zur Durchführung von Maßnahmen der Gesundheitshilfe von 1945 bis in die 1980er Jahre auf Kur in Heimen untergebracht waren. Die Kinder waren zwischen zwei und 14 Jahren alt und wurden in der Regel für sechs bis acht Wochen verschickt. Schätzungen nach waren drei bis 12 Millionen Kinder bundesweit betroffen. Viele Kinder erlitten Misshandlungen, unter anderem Esszwang, Toilettenverbot, körperliche Strafen, Demütigungen und Erniedrigungen; sogar von Todesfällen wird berichtet.

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