Listerien-Ausbruch mit Todesfall in Niederbayern: Erneutes Versagen der Lebensmittelkontrolle?

08. Juli 2022

Mit Listerien kontaminierter Betrieb in Niederbayern wurde sechs Jahre lang nicht kontrolliert. Florian von Brunn, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, fordert CSU und Freie Wähler auf, statt zu vertuschen jetzt alle Fakten sofort auf den Tisch zu legen.

Eine gute Woche ist es her, dass das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schon beinahe jubelnd vermeldete, man habe einen Zusammenhang zwischen bis zu sieben Jahre zurückliegenden Listerien-Erkrankungen und einem kleinen Lebensmittelbetrieb in Niederbayern herstellen können. Der Betrieb war eine Woche zu vor behördlich gesperrt worden. Was das Landesamt in seiner unauffällig am Freitagnachmittag publizierten Pressemitteilung nicht erwähnte und was auch auf eine Anfrage der SPD verschwiegen wurde: Eben dieser Betrieb war zuvor sechs Jahre lang gar nicht kontrolliert worden – das haben Presserecherchen ergeben. Es gab aber seitdem 13 Krankheitsfälle mit Listerien in dem „Cluster“ rund um Passau, ein 85-jähriger Mann ist verstorben. Offenbar wurden also gravierende Mängel und fatales Versagen auch noch in eine Erfolgsstory umgeschrieben.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende fühlt sich fatal an den Fall „Bayern-Ei“ erinnert – einen der großen Lebensmittelskandale, in dessen Folge eigentlich die Kontrollen wesentlich besser werden sollten. „Meine Kollegin Ruth Müller und ich haben sofort eine Anfrage im Landtag gestellt, als wir von dem Fall erfahren haben. Aber das Ministerium verweigert uns rechtswidrig konkrete Auskunft. Es wird also auch diesmal wieder versucht, zu vertuschen“, ärgert sich der Münchner Abgeordnete. „Ich fordere den verantwortlichen Minister Thorsten Glauber dringend auf, jetzt alle Fakten in diesem Fall auf den Tisch zu legen und aufzuzeigen, wie solche schlimmen Vorfälle künftig verhindert werden können. Natürlich stellt sich auch die Frage, ob möglicherweise auch andere Betriebe nicht kontrolliert wurden. Es ist schlimm, dass so etwas nach dem Skandal um Bayern-Ei und einer Reform der Lebensmittelkontrolle schon wieder passiert.“ Von Brunn fordert auch darüber Aufklärung, „ob die Empfehlungen des Obersten Rechnungshofes für eine bessere Lebensmittelkontrolle wie ausreichend Personal wirklich alle umgesetzt wurden oder zum Teil einfach in der Schublade verschwunden sind.“ Die Gesundheit der Menschen sei wichtiger als der Korpsgeist zwischen CSU, Freien Wählern und den von ihnen kontrollierten Behörden.

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