06. Februar 2023
Gute Studienbedingungen, gute Arbeitsbedingungen, mehr Anreize für Quereinsteiger und Rückkehrer: Die SPD-Landtagsfraktion will den akuten Lehrermangel an Bayerns Schulen wirksam bekämpfen und hat dafür ein umfassendes Maßnahmenpaket ausgearbeitet. Zehn Einzelvorschläge tauchen darin auf, und deren Umsetzung ist dringlicher denn je.
Denn im laufenden Schuljahr, das demnächst seine Halbzeit erreicht, hat sich die Situation an Bayerns Schulen weiter verschlechtert. Etwa jede zehnte Schulstunde muss inzwischen ausfallen, weil keine Lehrkraft zur Verfügung steht, bilanziert die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Dr. Simone Strohmayr. Personallücken werden immer wieder mit Drittkräften oder Assistenzkräften gestopft, Lehrerinnen und Lehrer müssen unbezahlte Mehrarbeit leisten und manchmal auch zwei Klassenleitungen übernehmen. Gäbe es ein Zwischenzeugnis für den Kultusminister, müsste dort stehen: Versetzung akut gefährdet.
Dr. Simone Strohmayr: „Wer die Bildung vernachlässigt, spielt mit der Zukunft unserer Kinder – und damit unseres Landes. Für die SPD als soziale Zukunftspartei stehen deshalb unsere Schulen ganz oben auf der politischen Agenda. Wenn wegen des sich verschärfenden Lehrermangels immer mehr Unterrichtsstunden ausfallen, müssen die Verantwortlichen bei CSU und Freien Wählern endlich aufwachen und ihre verhängnisvolle Laissez-Faire-Haltung der vergangenen Jahre aufgeben. Am besten funktioniert das mit dem Lehrkräftegewinnungspaket der SPD.“
Es sieht im Einzelnen vor:
Gute Studienbedingungen
- Mehr Platz an den Unis: Es gibt zu wenig Studienplätze für das Lehramt. Die Staatsregierung soll bis Mai 2023 ein Ausbauprogramm vorlegen.
- Weniger Studienabbrüche: Zu viele Lehramtsstudierende brechen ihr Studium ab. Mit Orientierungsangeboten in der Studieneingangsphase sowie Beratungs- und Betreuungsangeboten sollen die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss verbessert werden.
- Musik und Kunst nicht vergessen: Die Grundversorgung in den Fächern Kunst und Musik ist in Gefahr. Angesichts des hohen Unterrichtsausfalls in Kunst und Musik müssen hier die Studienkapazitäten erhöht werden.
Gute Arbeitsbedingungen
- Die IT den Experten überlassen: Schulen brauchen flächendeckend Systemadministratoren für ihre IT. Viel zu oft übernehmen Lehrerinnen und Lehrer diese Aufgabe und haben deswegen weniger Zeit für den Unterricht.
- Die Verwaltung den Verwaltungsangestellten überlassen: Viele Lehrkräfte leisten auch Verwaltungsarbeit. Hier müssen sie entlastet werden. Vor allem die Grund- und Mittelschulen müssen die 400 im Haushaltsentwurf vorgesehenen Stelle erhalten.
- Multiprofessionelle Teams schaffen: Lehrkräfte können durch andere Professionen an den Schulen unterstützt werden, z. B. Erzieherinnen und Erzieher, Sozialpädagogen, Psychologinnen und Psychologen und viele mehr. Doch an Bayerns Schulen gibt es kaum multiprofessionelle Teams.
- Faire Bezahlung für alle Lehrkräfte: Grund- und Mittelschullehrer sollen das gleiche Eingangsgehalt erhalten wie andere Lehrkräfte. Das hat die Staatsregierung bereits angekündigt. Wie allerdings die konkrete Realisierung aussieht, lässt sie offen. Wir wollen, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden.
Mehr Anreize für Quereinsteiger und Rückkehrer
- Gute Ausbildung für Quereinsteiger: Quer- und Seiteneinsteiger kommen zunehmend an die Schulen. Sie müssen intensiv auf ihre Aufgabe vorbereitet und begleitet werden. Niemand darf unqualifiziert vor einer Klasse stehen.
- Attraktives Referendariat für Quereinsteiger: Wer ein Studium absolviert hat und ins Lehramt wechseln möchte, muss nach derzeitigen Vorschriften ein zweijähriges Referendariat absolvieren, das in der Regel sehr viel schlechter bezahlt wird als die vorherige Beschäftigung. Hier muss ein Ausgleich gefunden werden.
- Pensionäre zurückholen: Mit besseren Angeboten könnten mehr Lehrkräfte an den Schulen gehalten werden. Dazu gehören rechtzeitige Angebote, Teilzeit und Weiterbildungen, z. B. im digitalen Bereich.