Gedenkveranstaltung am 2. April im Bayerischen Landtag
Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag gedenkt ihres ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Volkmar Gabert, der am 11. März 2023 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.
"Volkmar Gabert ist uns auch zwanzig Jahre nach seinem Tod im Jahr 2003 noch ein leuchtendes Vorbild", so Florian von Brunn, Vorsitzender der SPD-Fraktion. "Nicht nur deswegen, weil er als Spitzenkandidat mit 35 Prozent 1966 das beste Ergebnis für die bayerische SPD der Nachkriegsgeschichte erreichte. Auch seine Biografie ist für mich persönlich sehr beeindruckend. Er hat große politische Verdienste um Bayern, aber auch um die Aussöhnung und den Frieden in Europa errungen. Volkmar Gabert musste als Jugendlicher mit seiner sozialdemokratischen Familie aus dem von den Nazis besetzten Sudetenland flüchten – unter anderem nach Polen und später nach Großbritannien. Sieben Jahre seines Lebens verbrachte Volkmar Gabert im Exil in England. Er war dort landwirtschaftlicher Arbeiter, später Monteur und Eisendreher, wurde Mitglied der Labour Party und des Exilvorstands der sudetendeutsche Sozialdemokratie. Nach der Befreiung von den Nazis kam Gabert mit der US-Armee nach München, das seine neue Heimat wurde.
Nach dem Krieg setzte er sich in Bayern mit aller Kraft für die Sozialdemokratie ein. Als Juso-Vorsitzender, Landtagsabgeordneter, Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat – und als Europaabgeordneter – kämpfte er für soziale Gerechtigkeit, für gute Schulen in Bayern und für gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land.
Volkmar Gabert wurde 1950 im Stimmkreis München-Neuhausen im Alter von nur 27 Jahren in den Bayerischen Landtag gewählt, als jüngster Abgeordneter. Er blieb 29 Jahre lang Mitglied. 1958 wurde er mit nur 35 Jahren zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. Nur vier Jahre später wurde Volkmar Gabert Fraktionsvorsitzender und führte die Fraktion von 1962 bis 1976. Von 1963 bis 1972 stand er zudem als Landesvorsitzender an der Spitze der bayerischen SPD. Es ist vor allem Volkmar Gabert zu verdanken, dass das Schul-Volksbegehren im Jahr 1968 Erfolg hatte, die bayerische Verfassung geändert und die Gemeinschaftsschulen Vorrang vor den Bekenntnisschulen erhielten. Gabert verteidigte mit der SPD-Landtagsfraktion außerdem die Rundfunkfreiheit in Bayern und verhinderte 1973, dass der parteipolitische Einfluss der CSU auf den Rundfunk vergrößert wurde. 1979 wurde er bei der ersten Direktwahl in das europäische Parlament gewählt und war dort bis 1984 Mitglied. Gabert war zudem von 1971 bis 1989 Vorsitzender der Georg-von-Vollmar-Akademie in Kochel.
Auch das Thema Naturschutz und Landesplanung war Volkmar Gabert immer besonders wichtig. Sein Engagement und der Druck der SPD im Landtag führten schließlich dazu, dass 1970 erstmalig ein bayerisches Umweltministerium geschaffen wurde. Zeit seines Lebens arbeitete er für die Versöhnung mit Tschechien – im Sudetendeutschen Rat und ab 1984 als Vorsitzender der Seliger-Gemeinde. Er war am Zustandekommen der Deutsch-Tschechischen Erklärung beteiligt und war Mitglied im Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
Anlässlich seines 75. Geburtstags bedankte sich der tschechische Präsident Vaclav Havel bei ihm in einem Schreiben für seine Versöhnungsarbeit und seinen Kampf für die Demokratie und gegen die Nazis mit den Worten:
„Ich habe große Wertschätzung für alles, was Sie in Ihrem Leben für die Verteidigung der Demokratie in der Tschechoslowakei vor dem Zweiten Weltkrieg, im Kampf gegen den Nazismus im Laufe des Krieges und für die Festigung der Demokratie im Nachkriegsdeutschland sowie für die deutsch-tschechische Verständigung getan haben.“
Zu seiner Ehrung lädt die SPD-Fraktion zu einem Empfang am 2. April 2023 in den Bayerischen Landtag ein.