Was bringt eine vollmundig beworbene Hotline, wenn sie den Anrufern nicht weiterhelfen kann? Die vom Gesundheitsministerium eingerichtete Telefonnummer für Menschen, die unter den Folgen einer Covid-19-Impfung leiden, ist nach Beobachtungen der SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Waldmann eher eine „Buchbinder-Wanninger-Telefonschleife“ als ein Hilfsangebot. Denn offenkundig gibt es – anders als vom Gesundheitsministerium wiederholt behauptet – gar keine medizinischen Anlaufstellen, an die die Menschen weitervermittelt werden können. Es häufen sich die Berichte, dass die Post-Vac-Fälle bei den bayerischen Long-/Post-Covid-Ambulanzen von vorneherein abgelehnt werden. Waldmann fordert nun, leistungsfähige und zuverlässige Behandlungsangebote für Post-Vac-Patienten einzurichten.
Das Post-Vac-Syndrom tritt in unterschiedlich großem Abstand zur Impfung auf, die Symptome ähneln denen von Long-Covid-Patienten nur zum Teil. Wenn der Hausarzt oder die Hausärztin nicht mehr weiter wissen, wenden sich viele Menschen an die Hotline des Ministeriums, die inzwischen völlig überlastet ist. Und die keine brauchbare Lösung anbieten kann: Denn die dort empfohlenen Long-Covid-/Post-Covid-Ambulanzen lehnen eine Behandlung größtenteils ab. Waldmann fordert nun per Antrag für den Gesundheitsausschuss am Dienstag den CSU-Minister auf, endlich dafür zu sorgen, dass reale Behandlungsangebote für Post-Vac-Patienten zur Verfügung stehen. Dafür könnte entweder eine eigene Anlaufstelle geschaffen werden, die mit Geld und Personal auszustatten ist, oder aber die bestehenden Long-Covid-Ambulanzen in die Pflicht genommen und entsprechend ertüchtigt werden.
Ruth Waldmann, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion: „Niemand hat etwas von einer Hotline, bei der man nur erfahren kann, wo man nicht behandelt wird.“ Die Betroffenen haben teils erhebliche Beschwerden und fühlten sich nun erst recht nicht ernstgenommen. In einer aktuellen Anfrage Waldmanns zum Plenum wiederholt das Gesundheitsministerium, dass man an die Long-/Post-Covid-Ambulanzen vermittle, was de facto aber nicht funktioniert.
„Buchbinder Wanninger lässt grüßen. Die Menschen brauchen kein Placebo-Angebot, sondern echte Hilfe“, so die stv. Vorsitzende des Gesundheitsausschusses. Es handele sich schließlich um ein staatliches Impfprogramm, da stehe man auch in der Pflicht, sich um die zu kümmern, die die Maßnahme nicht vertragen. Sie sehen sich oftmals dem Verdacht ausgesetzt, sich die Symptome nur einzubilden oder zu simulieren, was eine zusätzliche Belastung darstellt.
Die Corona-Impfungen sind nach wie vor sicher und sinnvoll. Dennoch listet das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in seinem jüngsten Sicherheitsbericht eine Melderate an schwerwiegenden Fällen von 0,29 pro 1.000 Impfungen, was über 50.000 Einzelfällen entspricht (Stichtag 30.10.2022).