Zschäpe-Vernehmung in Chemnitz: SPD-Politiker Taşdelen sieht viele Fragen offen

22. Mai 2023

Die Vernehmung der verurteilten NSU-Terroristin Beate Zschäpe in der JVA Chemnitz hat nach Einschätzung des SPD-Landtagsabgeordneten Arif Taşdelen viele neue Fragen aufgeworfen. Sowohl, was die Rolle der Sicherheitsbehörden betrifft, als auch bei dem wichtigen Aspekt, ob das Trio Helferinnen oder Helfer hatte. So habe sich die einzige Überlebende des Terror-Trios mehrmals selbst gewundert, dass ihr die Polizei nicht auf die Schliche kam. „Sie hat selbst gesagt, dass da etwas nicht stimmen kann“, berichtet Taşdelen, der mit dem Nürnberger Mordopfer İsmail Yaşar noch am Vorabend der Tat in dessen Imbiss türkischen Tee getrunken hatte. Der NSU-Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags, in dem Taşdelen Mitglied ist, war am Montag nach Chemnitz gereist, um Zschäpe zu befragen.

Zschäpe befand es nach eigener Aussage selbst als erstaunlich, dass etwa die von ihr angemietete Garage beim Elternhaus von Uwe Böhnhardt bei einer Durchsuchungsaktion der Polizei ignoriert wurde, obwohl sie im Durchsuchungsbefehl aufgeführt war. Zudem hätte es Zschäpe zufolge für die Behörden ein Leichtes sein müssen, sie über die Nutzung einer Telefonzelle aufzuspüren. Für Taşdelen offenbaren sich damit Fehler der Ermittlungsbehörden, denen noch nachgegangen werden müsse.

Viele Fragezeichen wirft für den SPD-Politiker auch die Aussage Zschäpes auf, es habe keine Kontakte nach Bayern gegeben und man habe dort keine Helferinnen und Helfer gehabt. Dies widerspreche diversen Zeugenaussagen. Taşdelen hält diese Aussagen Zschäpes daher nicht für glaubwürdig. Die Auswahl der Nürnberger Tatorte, die für Ortsunkundige nicht leicht zu finden gewesen seien, spreche weiter für die Mitwirkung von Helferinnen und Helfern, die es noch zu ermitteln gelte. Taşdelen verweist auf die Aussage des früheren Innenministers und Ministerpräsidenten Günther Beckstein, der ebenfalls von der Existenz von Helfern ausgeht.

Arif Taşdelen: "Wir sind es den Familien der Opfer schuldig, die Hintergründe der Morde vollständig aufzuklären. Dazu zählt auch die Frage, ob das NSU-Trio Helferinnen oder Helfer hatte. Die vollständige Aufklärung rechtsextremer Strukturen ist von entscheidender Bedeutung, um derartige Taten künftig verhindern zu können.“

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