Die Situation an Bayerns Förderschulen und Förderzentren ist katastrophal. Bei wachsenden Anmeldezahlen sehen sich viele Einrichtungen kaum mehr in der Lage, die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu unterrichten und angemessen zu fördern. Zunehmend müssen Schülerinnen und Schüler abgewiesen werden – für die Eltern beginnt dann die verzweifelte Suche nach einem geeigneten Platz für ihr Kind. CSU und Freie Wähler ignorieren die massiven Probleme einfach, die Förderschule wird so zur vergessenen und vernachlässigten Schulart. Das will die SPD als Partei der Bildungsgerechtigkeit auf keinen Fall akzeptieren.
„Augen zu und durch – dieses in der Politik ohnehin verfehlte Prinzip wenden CSU und Freie Wähler ausgerechnet bei benachteiligten Kindern an“, ärgert sich die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Dr. Simone Strohmayr. „Das ist nicht nur ein Versäumnis, es ist eine Schande.“ Der Wert einer Gesellschaft bemisst sich bekanntlich beim Umgang mit den Schwächsten. Und hier kommt die schwarz-orange Koalition ihren (auch selbst erklärten) Verpflichtungen nicht ausreichend nach. „Ich würde dem Kultusminister einen Besuch in Bayerns Förderschulen empfehlen, um ein Bild von der Lage zu bekommen“, erklärt Margit Wild, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. „Das wurde in der Vergangenheit versäumt.“
Für die Eltern hat das Desinteresse von CSU und Freien Wählern schlimme Folgen. Der Schauspieler Christoph Franken berichtet von einer Ochsentour mit zahlreichen Absagen, an deren Ende sein Kind nun zwar den Unterricht an einem Münchner Förderzentrum besuchen kann. In der Nachmittagsbetreuung aber war – und das ist beileibe kein Einzelfall - kein Platz mehr frei. In der Folge muss Franken sein Kind nachmittags selbst betreuen. Und sein Engagement am Münchner Residenztheater aufgeben. Christoph Franken: „Durch das Fehlen eines Nachmittagsbetreuungsplatzes in der Heilpädagogischen Tagesstätte hat sich unser Leben als Familie dramatisch verschlechtert. Wie das auf Dauer weitergehen soll, wissen wir nicht.“
Für die Sozialdemokraten ist klar: Die Situation muss schleunigst besser werden – und das klappt nur, wenn die Förderschulen nicht weiter vernachlässigt, sondern endlich für den wachsenden Bedarf fitgemacht werden. Die SPD hat dafür ein Antragspaket erarbeitet, das am Donnerstag im Bildungsausschuss diskutiert wird. Die Forderungen lauten: Lehrkräfte müssen von Organisations- und Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Sie benötigen zusätzliche Kolleginnen und Kollegen mit Fachstudium Sonderpädagogik sowie Fort- und Weiterbildungen. Zudem sollten zur Unterstützung Kollegen mit anderen Ausbildungen, etwa Sozialpädagogen, Psychologen oder Pflegekräfte, engagiert werden (multiprofessionelle Teams). Es muss erweiterte Schulleitungen geben. Der jahrgangsübergreifende Unterricht ist ein Sparmodell zu Lasten der Schülerinnen und Schüler und sollte der Vergangenheit angehören.
SPD-Antrag: Erweiterte Schulleitungen
SPD-Antrag: Bessere Arbeitsbedingungen