Sitzenbleiber in Bayern: Alarmierende Zahlen an Grund- und Mittelschulen

15. Dezember 2023

Immer mehr Grundschülerinnen und Grundschüler in Bayern wiederholen eine Klasse. Wie Anfragen der SPD-Landtagsfraktion ergeben haben, wiederholten 2017/18 noch 6475 Kinder zumeist freiwillig eine Klasse, fünf Jahre später (2022/23) waren es bereits 7390. Unter Berücksichtigung der Steigerung der Schülerzahlen sind das fast sieben Prozent Zunahme der Sitzenbleiber. Völlig anders sieht es in den Mittelschulen aus. Dort werden immer weniger „Ehrenrunden“ gedreht: Ihre Zahl ging um 6,27 Prozent zurück, obwohl die Schülerzahl geringfügig um 0,72 Prozent zunahm.

Beide Entwicklungen sieht die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Dr. Simone Strohmayr als Alarmzeichen für die Situation an den Schulen: „Wir sehen hier das Ergebnis eines überforderten und personell ausgedünnten Systems. Auf der einen Seite schaffen es die Grundschulen nicht mehr, Kinder individuell so zu fördern, dass Defizite etwa beim Spracherwerb direkt aufgefangen werden können." Doch auch mit Sitzenbleiben ließe sich das Problem nicht lösen: Laut der letzten IQB-Studie kann ein Viertel der Schülerinnen und Schüler nach der Grundschule nicht richtig lesen, schreiben oder rechnen. Strohmayr: "Auf der anderen Seite ist durch das sogenannte Grundschulabitur der Leistungsdruck enorm hoch: Kinder wiederholen mitunter völlig unnötig ein Jahr, um im zweiten Anlauf dann den notwendigen Schnitt für die gewünschte weiterführende Schule zu bekommen."

Strohmayr fordert daher deutlich mehr Lehrerinnen und Lehrer, mehr Förder- und Zweitlehrkräfte an den Grundschulen sowie mehr Deutschkurse in Kindergärten und Grundschulen. „Die negativen Auswirkungen des Personalmangels sind klar sichtbar. Wenn wir nicht schnell umsteuern, verliert eine ganze Schülergeneration Bildungschancen“, erklärt Strohmayr.

In dem Rückgang der Wiederholer an den Mittelschulen sieht Strohmayr die Kapitulation des Systems. „Die Lücken sind oft so groß, dass sie auch mit einer wiederholten Klasse nicht geschlossen werden können, zumal die Personalsituation an den Mittelschulen noch desaströser ist als an den Grundschulen. Deswegen werden viele durchgewunken, andere brechen die Schule einfach ab.“

Die SPD-Bildungspolitikerin spricht sich für eine stärkere finanzielle und personelle Förderung von Schulen in herausfordernden Lagen und mit hohen Abbrecherquoten aus. So könne nicht hingenommen werden, dass die Abbrecherquote, laut Bertelsmann-Studie in Hof in diesem Jahr bei 27 liege und in Eichstätt bei 1,6 Prozent. „Ich glaube nicht, dass die Schülerinnen und Schüler in Hof dümmer sind. Sie haben nicht die gleichen Voraussetzungen, und dagegen müssen wir etwas tun“, erklärt Strohmayr.

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